Norwegen mit dem Zug entdecken: Kosten und Zeitansatz
Norwegen ist, wie man es von Skandinavien gewohnt ist, ein teures Pflaster. Selbst für ein einfaches Essen bei den bekannten Fast-Food-Ketten zahlt man pro Person weit über 10 EUR (= 105 NOK).
Etappe 1: Vom Rheinland nach Malmö
Die erste Etappe konnten wir glücklicherweise noch als zusammenhängendes Ticket bei der DB buchen. Das hat den Vorteil, dass man bei Sparpreisen zwar eine Zugbindung, jedoch bei Verpassen von Anschlüssen wegen Verspätungen Anspruch auf kostenlose Weiterbeförderung in späteren Zügen bis zum Zielort hat. (Ein Unding, dass das nicht überall in Europa so einfach ist!)Vom Rheinland aus ging es mit dem IC der DB zunächst nach Hamburg. Die Strecke kann landschaftlich wohl als die langweiligste der Reise betrachtet werden, da sie (von wenigen Ausnahmen abgesehen) zumeist durchs Flachland führt. Entgegen aller Vorurteile und unzähliger negativer Erfahrungen auf Dienstreisen war der Zug dafür aber angenehm leer und ausgesprochen pünktlich, sodass wir in Hamburg – wo sich übrigens auch ein Zwischenstopp lohnen würde! – genug Zeit hatten, den Zug der DSB (Danske Statsbaner) nach Kopenhagen zu suchen.

Zum Ende der 1. Etappe hieß es dann im schönen Kopenhagen, dem wir bereits bei unserer Reise auf die Färöer einen Besuch abgestattet hatten und das unbedingt sehenswert ist, Umsteigen in den Zug über die gigantische Öresundbrücke, die wir dann aber leider schon bei Dunkelheit überquert haben. Nach gut 10 Stunden war die 1. Etappe dann mit der Ankunft im schwedischen Malmö auch schon geschafft.
Etappe 2: Von Malmö nach Oslo
Auch wenn die wenigen Eindrücke, die wir am Abend der Ankunft von Malmö sammeln konnten, sehr vielversprechend waren, ging es am nächsten Morgen direkt weiter. Die schwedische SJ brachte uns in kurzweiligen 2,5 Stunden nach Göteborg. Da wir dort bereits im April 2018 „Ein perfektes Wochenende“ verbracht hatten, wartete nach einer Stärkung in einem schönen Bahnhofsrestaurant mit der norwegischen Vy auch schon unser Zug Richtung Oslo, unserem ersten „richtigen“ Zwischenziel.Während unserer Fahrt gen Norden wurde die Landschaft dabei – sehr zu unserer Freude, denn im Rheinland gibt es leider von Jahr zu Jahr weniger Schnee – immer weißer. Was wir nach unserer erneut pünktlichen Ankunft in Norwegens Hauptstadt alles erlebt und entdeckt haben, davon berichten wir dann in einem gesonderten Beitrag.

Etappe 3: Von Oslo nach Trondheim
Nach zwei schönen, aber (wie immer) auch etwas anstrengenden Sightseeing-Tagen in Oslo einfach am Bahnhof in den Zug stolpern und am Ziel in Trondheim wieder aussteigen – so hatten wir uns das vorgestellt. Doch ganz so einfach schien es nicht zu werden, denn bereits vor dem Einstieg wurde uns über Lautsprecher mitgeteilt, dass die Strecke wegen eines liegengebliebenen Güterzugs nicht befahrbar sei. Trotzdem sollten wir uns keine Sorgen machen und erst einmal einsteigen & losfahren. Deutsche Bahnfahrer wissen: das geht schief!Geht es auch bestimmt, wenn man z.B. von Köln nach Berlin reisen möchte. Nicht so aber in Norwegen! Hier war ein Bustransfer an der Problemstelle vorbei perfekt organisiert. Und so konnten wir uns ganz entspannt auf die schneebedeckten Berge links und rechts der Strecke konzentrieren. Und die Verspätung in Trondheim, unserem zweiten längeren Zwischenstopp, über den wir euch natürlich auch noch berichten werden, war wirklich nicht der Rede wert.

Etappe 4: Von Trondheim nach Bodø
Nach einer eintägigen Pause für unsere Hintern stand uns die letzte Zugetappe und gleichzeitig ein Filetstück dieser Reise bevor: die Nordlandsbahn! 729 Kilometer und fast 10 Stunden gemütliche Bahnfahrt durch Norwegens Winterwunderland vorbei an verschneiten Bergen, zugefrorenen Seen, wilden Elchen und schließlich über den Polarkreis. Kein noch so umfangreiches In-Flight-Entertainment kann so gut sein wie der Blick aus dem Fenster auf dieser Route. Wir haben im Vorfeld viele Empfehlungen gelesen, auf welche Seite man sich im Zug am besten setzten soll. Trotzdem sind wir aber zwischendurch immer wieder aufgestanden, um auch mal auf der anderen Seite oder sogar am Heckfenster zu schauen und staunen. Bei der Ankunft in Bodø waren wir wirklich zum ersten Mal richtig traurig, dass eine Bahnfahrt schon vorbei war. Kein Wunder also, dass Lonely Planet diese Strecke zu den schönsten Nachtzügen Europas zählt (Stichwort: Nordlichter). Tagsüber ist es aber, wie gesagt, auch wunderbar!
Etappe 5: Von Bodø nach Svolvær (Lofoten)
Da die Lofoten – wie eingangs beschrieben – keinen Bahnhof haben, musste die letzte Etappe unserer Anreise auf anderem Wege erfolgen. Von Bodø aus bieten sich mehrere Möglichkeiten: Neben einer Busverbindung über Narvik und mehreren Fährverbindungen halten auch die Hurtigruten-Schiffe sowohl in Bodø als auch in Svolvær. Die bei uns in Deutschland eher als Kreuzfahrt-Linie bekannte Reederei betreibt aber tatsächlich Postschiffe, mit denen man auch von Hafen zu Hafen fahren kann und auf denen heutzutage wohl aus Rentabilitätsgründen auch größere Schiffs(rund)reisen angeboten werden. Leider sind die kurzen/kürzeren Passagen außerhalb der angebotenen Paket-Reisen mittlerweile nur noch ab einen Monat vor der Abfahrt „spontan“ und je nach Kapazität zu buchen. Da wir Hurtigruten als unerfahrene Schiffsreisende aber unbedingt einmal im überschaubaren Rahmen ausprobieren wollten, haben wir uns für diese Möglichkeit entschieden.
Piraten-Fazit
War die Anreise zeitaufwändig? Ja!Hätte uns das Flugzeug eine Woche Urlaub gespart? Ja!
Können wir eine Fahrt mit dem Zug nach Norwegen trotzdem weiter empfehlen? Ja!
Warum zur Hölle? Gut, diese Antwort bekommen wir nicht mit einem Wort hin. Also:
Wir lieben das Fliegen. Dieses Gefühl im Bauch, wenn das Flugzeug abhebt. Der Blick aus dem Fenster, wenn bekannte oder unbekannte Gegenden ganz klein und unwirklich unter einem liegen. Und dann diese spannenden Momente im Landeanflug und beim Öffnen der Türen, wenn man neugierig schaut, was einen erwartet. Auch Flughäfen sind ganz faszinierend, denn hinter jeder Tür (oder auch „Gate“) liegt ein ganz anderer Ort – irgendwo in unserer wunderbaren Welt. Trotzdem hat uns auch diese (Zug-) Reise in ihren Bann gezogen. Man schaut aus dem Fenster. Sieht, wie sich die Landschaften ganz langsam verändern. Und hat am Ende irgendwie das Gefühl, man hat sich jeden einzelnen Meter erarbeitet. Obwohl man eigentlich ja nur rumgesessen (oder zur Abwechslung man rumgestanden) hat. Weil man bei jedem einzelnen Meter dabei sein konnte und ihn live mit den Augen erlebt hat. Man nimmt die Entfernung viel bewusster wahr. Ist (klug gewählte Umsteigezeiten vorausgesetzt) nicht im Stress, weil sowieso alles lange dauert. Und bekommt dadurch einen sehr freien Kopf und ein angenehmes Gefühl der Entspannung.
Natürlich werden wir auch wieder fliegen. Kaum jemand hat die Zeit, jedes Mal mit dem Zug zu verreisen. Grade wenn das Ziel etwas weiter entfernt ist und es nicht einmal lohnenswerte Zwischenziele auf dem Weg gibt, sodass man quasi zwei (oder mehrere) Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte. Aber: wir freuen uns definitiv auf unsere nächste Bahnreise – hoffentlich in einer ähnlich schönen Umgebung wie auf unserer Reise mit dem Zug nach Norwegen!