Die Färöer Inseln – Unterwegs auf Borðoy, Kunoy und Viðoy

Titelbild Schaf

„Schaffen wir das?“ – „Eins weiter geht noch!“ Es ist eng, düster und auch ein bisschen gruselig. Trotzdem macht es irgendwie Spaß und ist auch ein wenig spannend, da es so anders als in der Heimat ist. Wir befinden uns in einem der zahlreichen Tunnel der Färöer Inseln. Diese sind uns vor allem in Verbindung mit den Nordinseln im Gedächtnis geblieben.
Was wir zu Borðoy, Kunoy und Viðoy erzählen können, welche wichtigen Infos es über die Tunnel auf dem Archipel gibt und wie unser Reise-Fazit lautet, das erfahrt ihr in diesem Artikel. Auf geht’s, begleitet uns ein letztes Mal auf die Schafsinseln!

Borðoy

Borðoy ist flächenmäßig die sechstgrößte Insel der Färöer und belegt bezogen auf die Einwohnerzahl, da sie mit Klaksvík die zweitgrößte Stadt des Archipels beherbergt, sogar Platz drei im Inselgruppen-Ranking. Erreicht werden kann Borðoy durch den mautpflichtigen, 6,3 km langen, unterseeischen Norðoyatunnilin, welcher von Leirvík auf Eysturoy direkt in den Hauptort Klaksvík führt. In der „Hauptstadt des Nordens“ selbst fanden wir lediglich die Christianskirkjan interessant anzusehen.
Bessere Anblicke bieten sich einem z.B. bei Árnafjørður, einer alten Wikingersiedlung aus der Zeit der Landnahme. Zwischen den beiden Tunneln, welche den Ort ans Verkehrsnetz anbinden, kann man schön über den Fjord schauen, sich am (zugegeben recht kleinen) Wasserfall erfreuen oder sich auf Wanderschaft über die Berge, die man zuvor mit dem Auto unterquert hat, begeben.

Wasserfall auf Bordoy

Kunoy

Wenige Kilometer nördlich von Klaksvík führt die Straße 71 über einen gewundenen Straßendamm, der einen nach Haraldssund an der Ostküste Kunoys leitet. Von hieraus führt ein einfacher Wanderweg gen Norden ins 1919 infolge eines Fischereiunglückes, bei dem alle Männer des Ortes ums Leben kamen, aufgegebene Skarð. Die „Fraueninsel“ ist ansonsten besonders bergig, immerhin befinden sich hier sechs der insgesamt zehn 800er-Berge der Färöer Inseln. Der Ort Kunoy liegt an der Westküste und ist – wie könnte es anders sein auf den Nordinseln?! – durch einen Tunnel zu erreichen. Sehenswürdigkeiten sind hier die Kirche, eine winzige Wassermühle und – weil es nicht viele davon gibt auf der Inselgruppe – der kleine Wald Viðarlundin í Kunoy.

Blick auf Kunoy

Viðoy

Die „Holzinsel“, welche ihren Namen vom Treibholz hat, welches an der Ostküste in größeren Mengen angespült wird, ist ebenfalls über einen Straßendamm (von Norðdepil an Borðoys Ostküste nach Hvannasund an Viðoys Westküste) erreichbar. Von Hvannasund in den Hauptort Viðareiði gelangt man mittlerweile auf zwei Wegen: über die steinschlaggefährdete Straße 70 entlang der Westküste und durch einen neuen – welch Überraschung – Tunnel. Die 350-Einwohner-Siedlung ist die nördlichste der Inselgruppe und der Blick auf die Kirche mit den Nordkaps von Borðoy und Kunoy ist wunderschön. Nördlich des Ortes liegt der Villingadalsfjall, der mit 844 Metern dritthöchste Berg des Archipels. Die nördliche Flanke des Berges bildet die Steilklippe Kap Enniberg. Mit 754 Metern zählt sie zu den höchsten Kliffs der Erde, die (nahezu) senkrecht aus dem Meer ragen. Leider gilt der Aufstieg als schwierig, sodass er nur sehr erfahrenen Bergsteigern (bestenfalls mit ortskundiger Begleitung) empfohlen wird.

Insel Vidoy

Tunnel auf den Färöer Inseln

Aktuell sind auf den Färöer Inseln 17 Tunnel in Betrieb, darüber hinaus befinden sich zwei im Bau und es gibt viele weitere – teils äußerst ambitionierte – Tunnelprojekte, die in Planung sind. Mautpflichtige Tunnel Der Vágatunnilin, der Vágar und Streymoy verbindet, sowie der bereits erwähnte Norðoyatunnilin sind mautpflichtig. Bei Mietwagen wird die Maut-Zahlung meist unkompliziert über den Vermieter abgewickelt, fragt dies aber unbedingt im Vorfeld nach. Ist dies nämlich nicht der Fall oder seid ihr mit dem eigenen Auto unterwegs, müsst ihr die anfallende Maut unter Angabe eures Kennzeichens, des Datums und des benutzen Tunnels an einer Tankstelle begleichen. Die Maut wird jeweils nur für eine Richtung fällig, den Tunnel muss man um zurück zum Ausgangspunkt zu gelangen aber ohnehin in beide Richtungen benutzen, sodass sich kein Vorteil ergibt. Vorteile können wiederum Mehrfachkarten bei mehrmaliger Nutzung bringen.

 

Im Gegensatz zu vielen anderen Tunneln sind der Vágatunnilin und der Norðoyatunnilin sehr breit und beleuchtet.Problematisch für schwere und PS-schwache Fahrzeuge sind allerdings die Steigungen zurück an die Erdoberfläche, denn es wird – anders als bei den mautfreien Tunneln – jeweils eine Meerenge unterquert, was ab der Tunnelmitte zu steilen Anstiegen der Straße führt. Einspurige und unbeleuchtete Tunnel Besonders die Tunnel auf den Nordinseln, aber auch der Gásadalstunnilin auf Vágar sowie drei Tunnel auf Suðuroy (wo wir leider nicht waren), sind gerne einmal unbeleuchtet. Besonders spannend ist es, wenn diese dann auch noch einspurig sind – was zumeist der Fall ist. Dann gilt: volle Konzentration! Bei der Einfahrt wird euch angezeigt, ob eure Richtung Vorfahrt (weißer Pfeil zeigt nach oben) hat. Ist dies nicht so, müsst ihr im Tunnel bei Gegenverkehr in eine der in regelmäßigen Abständen vorhandenen Buchten ausweichen.

 

Oftmals stellt sich dabei die eingangs erwähnte Frage: „Schaffen wir das?“. Bleibt im Zweifel also lieber stehen, denn auch wir haben uns in der Dunkelheit einmal verschätzt und somit den Verkehr aufgehalten. Beim Warten in den Buchten scheint es Sitte zu sein, die Fahrzeugbeleuchtung auf Standlicht herunterzufahren, damit die Entgegenkommenden nicht geblendet werden. Aber habt keine Angst: Fahrt einfach vorsichtig und schaut euch im Tunnel einmal um – es ist schon ein Erlebnis für sich!

Einer der zahlreichen Tunnel

Tunnel von innen

Piraten-Fazit

Wir haben Anfang Oktober 2017 in etwas mehr als einer Woche sieben der 18 Inseln besucht. Und auch, wenn uns die Reise auf die Färöer Inseln sehr begeistert hat, würden wir es beim nächsten Besuch anders machen – eben weil es uns so gut gefallen hat!

 

Zunächst einmal würden wir nicht mehr den Oktober als Reisemonat wählen. Wir hatten gehofft, der Herbst würde uns eine Kombination aus den Vorteilen von Sommer (besseres Wetter) und Winter (Nordlichter) bieten. Wer einige Schönwetter-Tage erleben will, sollte jedoch im Zeitraum von Mai bis Juli auf die Inseln reisen, auch wenn das Wetter am Ende natürlich – grade auf den Färöer – unberechenbar ist. Für Nordlichter ist der Herbst eigentlich nicht schlecht, bei uns gab es (und das lag nicht an den Wolken, welche oftmals zusätzlich die Sicht in den Nachthimmel versperrt haben) leider keine. Im Gästebuch unserer Unterkunft auf Mykines war aber eine Sichtung wenige Tage vor unserer Ankunft vermerkt. Für Polarlichter bietet sich aber wahrscheinlich eher eine Reise nach Island oder in den Norden Skandinaviens an.

 

Darüber hinaus wären wir gerne etwas länger geblieben, dann hätten sich auch Fährfahrten auf die abgelegeneren Inseln realisieren lassen. Nichtsdestotrotz können wir eine Reise auf die Inselgruppe nur empfehlen. Wer Urlaub in schönster Natur mit Bergen und Meer abseits der Touristenmassen möchte und gleichzeitig noch etwas Platz im Koffer für eine Regenjacke hat, für den sind die Schafsinseln perfekt. Hier kann man runter kommen, den Alltagsstress vergessen und sich wunderbar entspannen. Also Piraten, packt eure sieben Sachen, setzt die Segel und nehmt Kurs auf das Archipel im Nordatlantik – ihr werdet es nicht bereuen!

 

2 Kommentare bei „Die Färöer Inseln – Unterwegs auf Borðoy, Kunoy und Viðoy“

  1. Hallo ihr Beiden, ein super Bericht habt ihr da geschrieben. Mir waren die Färöer Inseln bislang unbekannt, aber ich hab richtig Laune bekommen mehr über sie zu erfahren. Bei mir steht im Herbst meist noch einmal ein warmes Urlaubsziel auf dem Plan, um die perfekte Mischung von Wärme und Nebensaison genießen zu können. Ihr könnt dazu gerne mal meinen Blogbeitrag zu Santorini (http://www.sisisday.de/kurztrip-3-tage-auf-santorini/) anschauen. Danke für die Inspiration und schönen Tage euch 🙂

    1. Passport Pirates sagt: Antworten

      Danke Sylvia für die lieben Worte. Fahr hin, es lohnt sich definitiv.
      Gerne schauen wir uns bei Gelegenheit deinen Santorini-Beitrag an. Waren wir selbst noch nie, aber haben bisher nur tolle Bilder gesehen und positives gehört.

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