Tongariro Alpine Crossing – Tipps, Infos & ein Erfahrungsbericht

Ausblick auf Mount Ngauruhoe
Im Tongariro National Park findet ihr eine der schönsten Wanderungen des Landes, ja vielleicht sogar der ganzen Welt: das Tongariro Alpine Crossing. Die 19,4 km lange Strecke führt euch mitten durch eine atemberaubende, teilweise surreal wirkende Vulkanlandschaft. Für uns definitiv eines der absoluten Highlights unserer Neuseeland-Rundreise. Darum haben wir in diesem Beitrag einige nützliche Tipps und Informationen für eure Wanderung zusammengefasst.

Tongariro Alpine Crossing im Überblick

  • Lage: Nordinsel, Tongariro National Park
  • Nahegelegene Ortschaften: National Park Village, Whakapapa Village
  • Länge: 19,4 km
  • Dauer: 6-8 Stunden
  • höchster Punkt: Red Crater mit 1886 m
  • Schwierigkeit: anspruchsvoll
  • Start/Ziel: Mangatepopo Road End (Parkplatz) und Ketetahi Road End (Parkplatz)

Unterkunft

Die Wanderung am Tongariro Alpine Crossing ist ein tagesfüllendes Programm. Da der Wecker entsprechend früh klingelte, haben wir uns gegen eine Übernachtung in der etwa 80 km entfernten Stadt Taupo entschieden. Stattdessen nächtigten wir in National Park Village um aufgrund der kürzeren Anfahrtstrecke von etwa 15 km Zeit bei der Anreise zu sparen. Neben mehreren Unterkünften bietet die kleine Ortschaft Restaurants, Pubs und mit dem Ski Biz ein alpines Ausrüstungscenter, in dem ihr bei Bedarf Regen- und Winterkleidung, Wanderstöcke und Co. ausleihen könnt.  

An- und Abreise zum Tongariro Alpine Crossing

Die 19,4 km lange Strecke liegt auf der Nordinsel des Landes zwischen Mangatepopo Valley und der Ketetahi Road. Der Weg kann grundsätzlich in beide Richtungen begangen werden. Die meisten Wanderer starten jedoch, so wie wir, am Mangatepopo Parkplatz um in Richtung Ketetahi zu gehen.

Ein Weg mit Hindernissen

Als wir uns für das Abenteuer Tongariro entschieden, stellten wir schnell während unserer Recherchen fest, dass sich die An- und Abreise etwas problematisch gestaltet. Zwar gibt es an den Anfangs- und Endpunkten des Weges jeweils direkt einen Parkplatz, aber während der Hauptsaison ist das Parken auf den ohnehin nur wenigen Stellplätzen nur 4 Stunden zugelassen. Und es ist nahezu unmöglich, das Tongariro Alpine Crossing binnen dieser kurzen Zeit zu bewältigen. Zudem handelt es sich hier um einen Streckenwanderweg. Das Auto an Ausgangspunkt A zu parken und zum Zielort Z zu gehen bedeutet also, dass man irgendwie wieder zu Punkt A zurück kehren muss. Auf den öffentlichen Personennahverkehr braucht man da, wie an so vielen Stellen in Neuseeland, nicht zu hoffen. Aber zum Glück gibt es findige Busunternehmer, die den Bedarf erkannt haben und wanderlustigen Abenteurern am Tongariro aus der Misere helfen.

Option A: An- und Abfahrt mit dem Shuttlebus

Während unserer Recherchen stießen wir auf die viel genutzte Möglichkeit einen Transfer mit dem Shuttlebus zu buchen. Informationen dazu bekommt ihr direkt von eurer Unterkunft oder in der Tourismusinformation. Dabei ist die übliche Vorgehensweise die, dass man zu seiner gebuchten Abfahrtzeit an der Unterkunft bzw. am Treffpunkt abgeholt wird und nach der Wanderung am Ende des Weges in den nächsten freien Bus des Unternehmens einsteigt und wieder zu seinem Ausgangspunkt zurück gebracht wird. Die einzelnen Busunternehmen verkehren dabei nach festen Fahrplänen.

Und genau das war für uns der Knackpunkt. Denn wir wollten sehr, sehr früh mit der Wanderung beginnen und so dem größten Besucheransturm entgehen. Zeitgleich hatten wir jedoch Sorge, dass uns die vorgegebenen Fahrpläne der einzelnen Busunternehmen sehr einschränken würden. Denn auf Reiseblogs und Websites lasen wir häufig, dass die letzten Rückfahrten im März bereits gegen 16 Uhr starteten. Was also, wenn wir bis dahin noch gar nicht fertig wären mit der Wanderung? Wollten wir uns so unter Zeitdruck setzen lassen? Und was würde passieren, wenn man den letzten Bus nehmen wollen würde, dieser aber schon voll war? Fragen über Fragen, die uns schnell von der gemütlichen Transportmöglichkeit abbrachten, weshalb wir uns für eine andere Lösung entschieden. Im Nachgang betrachtet glauben wir jedoch, dass wir uns selbst zu sehr gestresst haben und der Hin- und Rücktransport mit dem Shuttlebus kein Problem dargestellt hätte.

Option B: Shuttlebus und Mietwagen-Kombi

Unsere Unterkunft bot uns damals noch eine andere Alternative, für welche wir uns letztlich entschieden: einen one-way Shuttle Service. Am Abzweig der Lake Rotoaira Road zur Ketetahi Road, an deren Ende sich der Zielpunkt der Wanderung mit dem besagten Problemparkplatz befindet, liegt ein großer Schotterplatz für die Nutzung der Shuttle Cars. Haltet Ausschau nach dem „Ketetahi-Track“-Schild, der Car Park liegt direkt gegenüber. Dort kann man seinen Mietwagen oder Campervan abstellen. Direkt an der Straße halten die Shuttlebusse, die einen dort zur gebuchten Uhrzeit einsammeln und zum Startpunkt der Wanderung am Mangatepopo Road End bringen. Nun kann man gemütlich und in eigenem Tempo seiner Wege gehen und nach Abschluss der Wanderung seinen Mietwagen wieder einsammeln. Einziger Wermutstropfen ist dabei die Tatsache, dass man vom Ende des Trails am Ketetahi Parkplatz noch einmal zusätzlich ca. 1,5 km die Straße entlang wandern muss, bis man wieder zurück am Auto ist. Uns war es das allerdings wert.
Parkmöglichkeit am Tongariro Alpine Crossing
Haltet Ausschau nach dem Schild zum Ketetahi Track und dem Wegweiser zum auf 4 Stunden beschränkten Ketetahi Parkplatz. In unmittelbarer Nähe befindet sich der von uns beschriebene Parkplatz zur Nutzung der Shuttlebusse.

Shuttlebus-Übersicht

Wer keine Unterkunft vor Ort hat oder sich bereits vorab etwas schlau machen möchte, der kann sich im Vorfeld beispielsweise bei diesen Anbietern über die jeweiligen Möglichkeiten und aktuellen Preise informieren:
  • Tongariro Expeditions
  • Tongariro Crossing Shuttles,
  • Adventure HQ
  • Turangi Alpine Shuttles

Was ihr unbedingt beachten solltet

Körperliche Fitness

Das Wandern in der Vulkanlandschaft ist kein gemütlicher Sonntagsspaziergang. Stellenweise geht es auf der Strecke wirklich steil zu. Ausdauer und Trittsicherheit sind ein absolutes Muss, wenn man mit Spaß dabei sein möchte. Wer keine Erfahrungen mit ausgedehnten Tageswanderungen hat, der sollte auf das Abenteuer Tongariro besser verzichten. Denn immer wieder kommt es auf dem Weg zu Zwischenfällen, weil Wandersleute ihre Fähigkeiten überschätzen. Und das zum Teil sogar mit Todesfolge.

Das Wetter im Blick

Das Tongariro Alpine Crossing ist ein alpines Erlebnis, das für ein schnell wechselndes Wetter und teilweise raues Klima bekannt ist. Selbst an sonnigen Tagen kann es hoch oben auf 2000m Höhe bitterkalt und windig werden. Ihr solltet euch entsprechend gut vorbereiten und genug warme Bekleidung einpacken. Die Betreiber eurer Unterkünfte in der Umgebung können euch mit Sicherheit am Vortag einen Ausblick aus Wetter geben und wissen in der Regel, ob die Wanderung aufgrund der Witterungsbedingungen machbar ist. Allgemeine Informationen und aktuelle Sicherheitshinweise zum Tongariro Alpine Crossing bekommt ihr zudem auf der DOC-Website. Infoschild Tongariro Alpine Corssing

Packliste fürs Tongariro Alpine Crossing

Im Folgenden eine kleine Übersicht der Dinge, die ihr am Tongariro dabei haben solltet:
  • Regenjacke, ggf. regenfeste Winterjacke
  • Regenhose
  • Fleecejacke als Zwischenlage
  • sehr gute Sportschuhe oder besser Wanderschuhe
  • Sonnencreme und ggf. eine Sonnenbrille
  • Kopfbedeckung (Cappi/Hut und im Winter eine Mütze)
  • Handschuhe
  • Pflaster bzw. ein kleiner Verbandskasten
  • hinreichend Wasser und Snacks
  • Kartenmaterial in Papierform oder auf dem Smartphone
  • eure Fotoausrüstung
  • eine kleine Mülltüte für eure Abfälle

Tongariro Alpine Crossing – Ein Wanderbericht

Wir haben das Tongariro Alpine Crossing in etwa 5,5 Stunden absolviert und gehörten damit zu den eher schnellen Wanderern. Dies war jedoch vor allem der Tatsache geschuldet, dass es mit etwa 0°C frostig frisch war und längere Pausen für uns somit leider nicht möglich waren. Für euch haben wir im Folgenden einen kleinen Wanderbericht verfasst:

Das Abenteuer beginnt

Nachdem uns unser Shuttlebus um kurz nach 6 Uhr in der Früh am Ketetahi Shuttle Car Park abgeholt hat, starten wir um 06.30 Uhr mit der aufgehenden Sonne in unseren Wandertag. Und dabei sind wir nicht alleine in der Morgendämmerung, sondern werden bereits von zahlreichen anderen Wanderern begleitet. Der gut markierte Weg führt zunächst vom Ausgangspunkt am Mangatepopo Parkplatz durch ein flaches Lavafeld. Bereits hier können wir erste Blicke auf Mount Ngauruhoe – besser bekannt als „Schicksalsberg“ aus den „Herr der Ringe“-Filmen – erhaschen. Und fühlen uns bei Dämmerlicht, Wolkenhimmel und frischer Brise tatsächlich so, als würden wir mitten durch das dunkle Land Mordor wandern. Wobei der energiegeladene Tobi mit seinen federnden Schritten ein wenig an Elb Legolas erinnert, während meine Augenringe irgendwie denen des guten alten Gollum gleichen. Nach etwa einer Stunde erreichten wir die sog. Soda Springs und damit das Ende der ersten Etappe. Wandern mit Blick auf den Schicksalsberg

Teufelswerk

Ein Warnschild fragt uns, ob wir uns für den weiteren Weg gewappnet fühlen und hinreichend ausgerüstet sind. „Aber sicher doch“ denken wir und wenden uns der Devil’s Staircase zu. So viel sei gesagt: eine 2 km lange Treppe, die 200 m Höhe überwindet, kann wirklich nur vom Teufel selbst entworfen worden sein. In Beinen und Po hat dieser Wanderabschnitt jedenfalls einen mehrtägigen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Im gefühlten Schneckentempo schleichen wir die Stufen hoch. Tobi alias Legolas stets beschwingt voran und geduldig auf sein frisch angetrautes Gollum wartend, das sich schnaufend und fluchend den Weg hinauf quält.

Am Ende von gefühlt 10.000 Stufen noch ein kurzer Anstieg auf den Rand des South Craters und der erste schwierige Abschnitt ist geschafft.

Hoch hinaus…

Die Durchquerung der weiten Ebene des South Craters gestaltet sich einfach und problemlos. Zeit zum Entspannen und Kräfte auftanken. Die karge Landschaft bietet dabei einen wirklich nicht alltäglichen Anblick. Und eine kurze Ablenkung von dem, was da noch vor uns liegt: der steile und anstrengende Aufstieg zum Red Crater. Der steinige, gewundene Pfad zum Kraterrand lässt einen bereits ordentlich schwitzen. Wie praktisch, dass das Wetter etwas aufgeklart ist und daher zwischendurch zu ein paar Schnappschüssen vom Schicksalsberg einlädt. Schade, dass er sich heute nicht ganz wolkenfrei zeigen mag. Über Geröll und lose Steine wandern wir am Grat entlang hoch zum Red Crater. Sogar unsere Kletterkünste werden an einer Stelle abgefragt. Aber mit Ketten als Kletterhilfen kennen wir uns zum Glück von unseren Wanderungen in Südafrika aus und wir kommen erstaunlich gut voran.

Nun ist er erreicht, der höchste Punkt des Tongariro Alpine Crossing. 1886m. Ganz schön frisch hier, besonders wenn man vom Aufstieg auch noch so schön nass geschwitzt ist. Das Wetter dürfte auch besser sein, aber wir wollen nicht meckern. Schlimmer geht schließlich immer. Wir werfen einen Blick in den Red Crater und drehen, angelockt vom unverkennbaren Schwefelduft, neugierig unsere Köpfe. Die Aussicht von hier oben ist atemberaubend schön. Unter uns erstreckt sich ein faszinierende Landschaft aus Geröll, Asche und Berggipfeln. Da die Sicht leider nicht ganz klar ist, können wir den etwas weiter entfernten Blue Lake nur erahnen. Dafür liegen die Emerald Lakes mit ihrem grün-türkisen Wasser und dampfenden Ufern quasi direkt zu unseren Füßen. Wir machen uns an den Abstieg.

…und steil bergab

Der Hang ist steil. Sehr steil. Es geht rapide bergab und wir sehen, wie schwer sich die anderen Wanderer mit dem weichen Untergrund tun. Nicht nur einer unserer unbekannten Weggefährten kommt zu Fall.Viele rutschen und stolpern auf dem Gemisch aus Sand, Asche und losen Steinen, welches einen sofort knöcheltief einsinken lässt. Nur langsam mühen sich die Menschen um uns herum den Hang hinab. Da kommt uns eine Idee!

Statt gegen die Schwerkraft zu arbeiten, geben wir ihr einfach nach. Wir lassen uns von ihr mitreißen. In großen, schnellen Schritten galoppieren wir den Hang hinab. Vorbei an gestürzten Mitwanderern, die erfolglos versuchen, sich wieder aufzurichten. Wir springen und rennen und haben wahnsinnig viel Spaß dabei. Mit einer wenig galanten Vollbremsung kommen wir unter den amüsierten Blicken der Umstehenden Personen am Fuße der Steilwand zum Stehen. Direkt vor den Ufern der schimmernden Emerald Lakes, die ihre auffällige Farbe den im Wasser gelösten Mineralien verdanken.

Aussicht am Tongariro Alpine Crossing Aufgrund der winterlichen Temperaturen verzichten wir auf die ausgedehnte Snack-Pause und machen nur ein paar Fotos. Bei besserem Wetter muss es (mal abgesehen vom Geruch nach faulen Eiern) ganz wundervoll sein, hier länger zu verweilen. Wir bahnen uns unseren Weg wieder etwas hinauf in Richtung Blue Lake. Die Maori betrachten diesen See als „tapu“, was soviel bedeutet wie heilig. Hier sollte man aus Respekt daher weder picknicken noch baden. Noch ein letzter, kurzer Anstieg und wir erreichen den Rand des North Craters. Ab jetzt geht es nur noch bergab. Und während wir dem Weg runter zur Ketetahi Hut folgen, genießen wir den weiten Ausblick bis zum Lake Taupo, auch wenn der Himmel voller Wolken hängt.

Auf der Zielgeraden

Rückweg mit Ausblick Serpentinenartig verläuft die Strecke durch eine von Tussockgras dominierte Landschaft den Hang hinunter. Das geht mit der Zeit ganz schön auf die Knie. In nicht allzu weiter Ferne steigt von den umgebenden Hängen Dampf auf. Das müssen die Ketetahi Hot Springs sein. Ein für die Maori ebenfalls heiliger Ort, von dessen Besuch Wandersleute daher absehen sollten.

Der letzte Abschnitt des Weges führt uns zu unserer eigenen Verblüffung durch dickten Farnwald. Damit haben wir nicht gerechnet und denken im ersten Moment sogar, dass wir falsch abgebogen sein müssen. Aber wir sind völlig richtig und folgen dem Pfad bis zum Ketetahi Parkplatz, dem offiziellen Endpunkt des Tongariro Alpine Crossing.

Als wir dort ankommen, sind wir erleichtert. Denn der Abstieg hat sich wirklich gezogen. Und auch landschaftlich war es hoch oben in der unwirtlichen Welt der Vulkane irgendwie deutlich ansprechender. Da wir aber noch nicht wieder am Auto angelangt sind, können wir uns darüber noch keine Gedanken machen. Der letzte Kilometer die Straße entlang dauert eine gefühlte Ewigkeit, die Beine sind schwer und müde geworden. Aber davon wollen wir uns das tolle Erlebnis nicht verderben lassen. Und kommen schlussendlich nach 21 km erschöpft aber auch völlig geflashed von den Eindrücken des Tages wieder am Shuttle Car Park an.

Piraten-Fazit

Das Tongariro Alpine Crossing war eine Herausforderung, die sich in jedem Fall gelohnt hat. Wenn ihr die Natur liebt und der sportlichen Herausforderung körperlich gewachsen seid, dann solltet ihr diese spektakuläre Tageswanderung definitiv in eure Reisepläne für Neuseeland aufnehmen.
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