Unterwegs in den Drakensbergen: Über den Sani Pass nach Lesotho

2873 m über dem Meer
Nachdem wir bereits die atemberaubende Natur der nördlichen Drakensberge bei unserem Ausflug in die Nationalparks Golden Gate Highlands und Royal Natal erleben durften, wartete mit dem Sani Pass in den südlichen Drakensbergen eine weiteres, wundervolles Erlebnis auf uns.

Über den Sani Pass

Der Sani Pass gilt als einer der schönsten und gefährlichsten Gebirgspässe der Welt. Er führt vom südafrikanischen Underberg in der Provinz KwaZulu-Natal bis auf 2873m Höhe durch das Hochland der Drakensberge  nach Lesotho. Der Pass ist die einzige Straßenverbindung der Ostgrenze Lesothos mit Südafrika. Bei einer Strecke von etwa 6,5km windet sich der Sani Pass über zahlreiche Serpentinen etwa 1300m in die Höhe. Damit gilt er als eine der steilsten Passstraßen der Welt.

Was dich erwartet

Du bist nicht schwindelfrei, wirst schnell reisekrank oder hattest in letzter Zeit einen Bandscheibenvorfall? Dann solltest du dir vielleicht lieber eine andere Ausflugsmöglichkeit suchen. Denn die Kurven der Straße sind eng, der tiefe Abgrund oft nur wenige Zentimeter entfernt. Zudem geht es ausgesprochen holprig zu. Zwar wird momentan daran gearbeitet, die unebene Schotterpiste zu teeren – was wir mehr als schade finden – aber noch wird man auf dem Pass ordentlich durchgeschüttelt. Der ganze Wagen vibriert, es rappelt und rattert und knattert an jeder Ecke. “African Massage” nannte es unser schwer belustigter Guide. Kein Wunder also, dass die einfache Fahrt gerne 2 Stunden dauert, wenn man noch ein paar Fotostopps einlegen möchte. Oben angekommen, kannst du dich im höchsten Pub Afrikas bei einem kühlen Bier entspannen oder nach Lesotho einreisen und dich dort ein wenig umsehen. Unterwegs nach Lesotho auf dem Sani Pass

Was du wissen musst

Der Sani Pass sollte ausschließlich mit einem geländegängigen Fahrzeug befahren werden. Und wenn du nicht zufällig ein erfahrener Guide bist, der täglich alpine Geröllpisten hoch und runter düst, dann solltest du auch tunlichst die Finger vom Steuer lassen. Wir legen dir wärmstens ans Herz, eine geführt Tour zu buchen. Das machen, bis auf einige strapazierfähige Wanderer und lebensmüde Motorradfahrer, nahezu alle Touristen am Sani Pass so. Denn selbst die Guides hatten teilweise ihre Problemchen, die schwerfälligen Geländewagen um die engen und steilen Kurven zu buchsieren. Das eigene Fahrvermögen hier zu überschätzen kann dich u.U. dein Leben kosten. Und wenn es ganz blöd läuft, auch noch das unbeteiligter Dritter. Also tu dir selbst und den Leuten vor Ort einen Gefallen und buch dir eine Tour. Dann hast du auch viel mehr Zeit, um die grandiose Aussicht zu genießen. Scharfe Kurven und Geröll Auch solltest du bedenken, dass dort oben andere Temperaturen herrschen. Nimm dir also unbedingt eine Jacke mit. Zwingend notwendig ist dein Reisepass. Denn du musst die südafrikanische Grenze passieren, wenn du den kompletten Pass erleben möchtest. Zudem hast du die Möglichkeit,  nach Lesotho einzureisen. Das Mitführen deiner Ausweisdokumente ist also absolutes Pflichtprogramm. Maloti-Drakensberge

Einmal Lesotho und zurück

Nachdem wir den Royal Natal National Park verlassen hatten, bahnten wir uns unseren Weg durch die Ausläufer der Drakensberge bis nach Underberg. Dabei entschieden wir uns irgendwann, das Navi abzuschalten und uns, die grobe Richtung im Kopf, einfach vom Fahrtwind treiben zu lassen. Es war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Wir fuhren durch wundervolle, einsame Landstriche. Kamen durch abgeschiedene Bergdörfer, in denen uns die Kinder fröhlich entgegen liefen und voller Freude und Begeisterung zujubelten. Wilde Paviangruppen kreuzten unseren Weg. Eine wirklich lange und fantastische Fahrt. Von Underberg aus starteten wir am nächsten Tag mit roof of africa tours* in unser Sani Pass-Abenteuer. Um kurz vor 9 stand Fahrer Ernest pünktlich vor unserer Unterkunft mit seinem Geländewagen. Und wir hatten Glück: dieser war nicht nur voll mit kostenlosen Snacks und Getränken, sondern wies auch keinen weiteren Gast auf. Gut für uns, Pech für alle anderen, die an diesem sonnigen Tag nicht mit uns nach Lesotho aufgebrochen sind. Blick über den Sani Pass Nach 20 bis 30 Minuten Fahrt erreichten wir den Beginn der Passstraße. Wir fühlten uns auch direkt heimisch: Baustellen überall. Denn am untersten Abschnitt der Strecke wurde schon fleißig an der Asphaltierung gearbeitet. Bis zur südafrikanischen Grenze verlief die Fahrt ruckelig, aber relativ unspektakulär bei immer wieder netten Ausblicken. Ernest versorgte und mit Musik, Witzen und Hintergrundinformationen rund um den Sani Pass und kümmerte sich um die Bürokratie bei der Ausreise, während wir eine Pippipause an der Grenze einlegten. Je weiter wir in Richtung Lesotho fuhren, desto steiler, kurviger und unwegsamer wurde der Weg. Wegen der schlechten Straßenverhältnisse ging es nur langsam voran. Außerdem waren bei bestem Ausflugswetter auch viele andere Fahrer an diesem Tag auf dem Pass unterwegs. Und überholen bzw. überholt werden gestaltet sich auf schmalen Geröllpisten direkt am Abgrund nicht unbedingt einfach. Unzählige Fotostopps später und um viele spektakuläre Aussichten reicher kamen wir kurz vor der Mittagszeit am Ende des Passes an. Guide Ernest kümmerte sich um die Einreise nach Lesotho und nach kurzer Zeit waren wir drin im “Kingdom in the Sky”. Basotho-Hütte Auf dem Programm stand hier ein Abstecher zu einem traditionellen Basotho-Dorf. Die Basotho bilden die Hauptbevölkerungsgruppe Lesothos. Wir waren also entsprechend gespannt auf einen Einblick in das Leben und den Alltag auf fast 3000m Höhe. Lasst es uns an dieser Stelle kurz machen. Der Ausflug in das Dorf war am Ende nicht mehr, als eine mittelgroße Verkaufsveranstaltung. Es war schön, die traditionellen Rundhütten (Rondavel/Mokhoro) einmal zu betreten. Wahnsinn, auf welch engem und kargem Raum selbst Großfamilien gemeinsam leben können. Aber bis auf ein paar Infos diente der Ausflug eigentlich hauptsächlich dazu, sein Geld dort zu lassen. So wurden schnell allerhand Souvenirs zum Kauf angeboten, ein Chor trat ungefragt auf und ließ dafür den Spendenbeutel klingeln. Alles freundlich und ohne Zwang, aber jeder, der ein Herz hat, fühlte sich schon irgendwie dazu bewegt, etwas Geld dazulassen. Unangenehm wurde es lediglich, als selbst Kleinkinder zum Geldeintreiben benutzt wurden. Uns ist sehr bewusst gewesen, dass Lesotho zu den ärmsten Ländern Afrikas zählt. Dass die Menschen dort kaum andere Möglichkeiten haben, als mit Touristen wie uns auf diese Art ihr Geld zu verdienen. Aber einem 16 Monate alten Kind eine Spendenbüchse in die Hand zu drücken, in dem Wissen, dass dies Mitleid erregt und daher für klingelnde Kassen sorgt, war dann doch etwas zu viel des Guten. Schnell entschieden wir uns, dass wir das nicht zu unterstützen möchten. Sie sollten ihr Geld bekommen. Aber in unseren Augen wären das die völlig falschen Signale, die man bereits Kindern gegenüber senden würde. So gab es für Mutti eine kleine Aufwandsentschädigung, während die rostende Blechbuchse der jüngsten Dorfbewohner leer blieb. Stattdessen setzen wir uns zu ihnen und teilten gemeinsam mit den Kleinsten bei viel Spaß und freudigen Kinderaugen genüsslich eine Tüte Gummibärchen. Spaß mit den kleinsten Dorfbewohnern Bevor wir uns auf den Rückweg nach Südafrika machten, kehrten wir noch in der Sani Mountain Lodge* – dem höchsten Pubs Südafrikas – ein. Ihr könnt ihn nicht verpassen, er liegt auf dem Kopf des Berges auf der südafrikanischen Seite des Grenzübergangs. Bei kühlem Bier und eher mäßig gutem Essen genossen wir die Aussicht und ließen die Eindrücke des Tages Revue passieren. Der höchste Pub Afrikas Und nach weiteren 2 Stunden holpriger Talfahrt setze uns Ernest gegen 16.30 Uhr wieder in Underberg ab.

Piraten-Fazit

Unser Ausflug nach Lesotho und die Fahrt über den Sani Pass gehören aus vielen Gründen zu den Highlights unserer Reise. Es war ein wundervoller, aufregender Tag mit vielen neuen Eindrücken und grandiosen Aussichten auf die Maloti-Drakensberge. Den Ausflug ins Basotho-Dorf kann man sich eigentlich sparen, ist aber bei vielen Touranbietern mit im Standard-Programm. Hätten wir mehr Zeit gehabt, so wäre sicherlich ein mehrtätiger Ausflug ins Königreich des Himmels eine interessantere und authentischere Erfahrung gewesen. Und würden wir die Tour nochmal buchen, so würden wir unseren Guide bitten, uns statt im Basotho-Dorf einfach direkt in der Nähe des Pubs abzusetzen, sodass am Ende mehr Zeit bliebe, um ein wenig durch die Natur zu schlendern, die Aussicht zu genießen und Fotos zu machen. Rückfahrt Sani Pass *Werbehinweis: Wir haben für die Tour  und die Verpflegung den vollen Preis gezahlt. Empfehlungen, Anmerkungen und Kritik erfolgen entsprechend unentgeltlich und unabhängig.

Schreibe einen Kommentar