Von Pembroke nach Angle (Etappe 11)
Das Wetter scheint sich am Morgen noch uneins zu sein, dreieinhalb Tropfen fallen zu Beginn von Kathis Auftaktetappe vom Himmel – doch es sollen die letzten auf der gesamten Wanderung sein. Wir verlassen Pembroke entlang der Ausfallstraße Richtung Westen, die hinter dem Vorort Monkton schließlich durch Felder und kleine Wäldchen abgelöst wird. Um ans Wasser zu gelangen, schlängelt sich der Pfad in der Folge zwischen einem E-Werk und einer Ölraffinerie hindurch, sodass wir heilfroh sind, als wir die Angle Bay erreichen – denn die Schandflecken liegen nun in unserem Rücken. Der weitere Weg führt entlang der Bucht mit einer flachen Küste zu unserem heutigen Ziel. Glücklicherweise scheint sich die Natur mittlerweile gut erholt zu haben von dem Tankerunglück im Jahr 1996, als die Sea Empress bei der Einfahrt in den Milford Haven mehrfach auf Grund lief und zirka 200 Kilometer der Küstenlinie mit Öl verseuchte.Von Angle nach Freshwater West (Etappe 12)
Bei freundlichem Wetter steht die Umrundung der Halbinsel an, auf der Angle liegt. Zunächst wandern wir in einem Bogen (um am Wasser zu bleiben) zum nahegelegenen Strand, wobei wir vom zumeist etwas höher gelegenen Weg einen guten Blick auf Thorne Island haben. Weiter geht es – wieder leicht bergauf – zu einer kleinen Ruine auf einem Felsen über dem Meer. Der nun recht flach am oberen Rand von Steilküsten gelegene Weg bietet etwas Zeit zum Verschnaufen, bevor der anstrengendere zweite Teil der Etappe kommt. Auf diesem geht es direkt am Wasser entlang immerzu bergauf und bergab – aber auch immerzu durch wirklich grandiose Landschaft mit hoch aufragenden Klippen und kleinen Tälern. Zum Finale bieten sich tolle Ausblicke auf den weitläufigen Sandstrand von Freshwater West, wo wir bei unserer Ankunft mit Kanonensalven vom nahegelegenen Truppenübungsplatz begrüßt werden.Von Freshwater West nach Broadhaven/Bosherston (Etappe 13)
Enttäuschung! Obwohl – im Gegensatz zum Vortag – keine Schüsse zu hören sind, ist der Weg über den Truppenübungsplatz gesperrt. Es hilft nichts, die Schilder und Bandansagen auf der Info-Hotline sind unmissverständlich! Also folgen wir den auf diesem Abschnitt etwas anders aussehenden Wegzeichen der Castlemartin-Range über den Ort Castlemartin, wo es an übungsfreien Tagen einen Abzweig zur Route direkt am Wasser gibt, in Richtung Osten. Etwas mulmig ist uns dabei schon, weil selbst dieser Alternativ-Weg immer wieder die Grenzen des Übungsplatzes streift und die unzähligen Warnschilder und herumstehenden Panzer eine klare Sprache sprechen. Früh erreichen wir den Ort Bosherston und haben Glück, denn genau bei unserer Ankunft wird der östliche Teil des Sperrgebietes freigegeben, sodass wir ans Wasser können und unsere Tagesetappe mit einem Bogen über St. Govan’s Head zum Strand von Broadhaven abschließen können. Hierbei bietet sich uns westlich des Kaps Gelegenheit zum Abstieg von den Klippen zur St. Govan’s Chapel, die mit ihrer malerischen Lage zwischen Brandung und Steilküste wahrlich einen Besuch wert ist.Von Broadhaven/Bosherston nach Manorbier (Etappe 14)
Über die Freude, dass wir am Vortag doch noch auf Teile des Truppenübungsplatzes gedurft hatten, legt sich ein Schleier: Vor unserem Aufbruch zur 14. Etappe erfahren wir von einem TV-Team vor Ort, dass der Grund für das frühe Ende der gestrigen Übung der Tod zweier Soldaten war – wir starten etwas schockiert Richtung Freshwater East, welches das geplante Ziel ist. Es geht vom Strand auf eine oberhalb der Steilküste gelegene Ebene, zu einem weiteren Strand, durch eine kleine Bucht und oberhalb von Klippen auf einem schmalen Pfad entlang der Küstenlinie. Uns reicht dieses kurze Stück nicht, das im Reiseführer irgendwie länger dargestellt war, und wir fahren spontan fort mit unserer Wanderung. Der Weg oberhalb des Strandes von Freshwater East ist sandig, sodass wir froh sind, als es im Anschluss in gewohnter Manier hoch über dem Meer weitergeht. Nachdem wir die Swanlake Bay umkurvt haben und einige Male auf- und abgestiegen sind, kommen wir am Strand von Manorbier an. Wir haben immer noch nicht genug und erleben den schönsten Abschnitt des Tages auf dem Weg hinter dem etwa 5000 Jahre alten Portalgrab “King’s Quoit”. Schließlich erreichen wir die örtliche Militärbasis, von wo aus wir uns landeinwärts – etwas umständlich – nach Manorbier zurück durchschlagen.Von Manorbier nach Tenby (Etappe 15)
Es ist bestes Wetter – aber leider auch Wochenende, was viele Leute an die frische Luft lockt. Die nahegelegenen Campingplätze und Ferienanlagen tun das übrige. Die Etappe empfängt und mit den Stränden von Shrinkle Haven und Church Doors Cove, auf die man schön hinabblicken kann. An der felsigen Küste geht es immer wieder auf und ab – einmal sogar auf einer langezogenen Treppe. Wer an deren Fuß den felsigen Weg durch die Bucht Richtung Wasser nimmt, erreicht den auch an solchen Tagen oftmals unberührten Strand von Lydstep Caverns, der in kaum einem Reiseführer Erwähnung findet. Die folgende Landzunge lässt sich, sofern man möchte, abkürzen, indem man sich oberhalb der Treppe nach links wendet und auf kürzestem Weg zum überlaufenen Lydstep Beach geht. Die Hochwasser-Route führt hier wohl etwas verwirrend durch die Mobile-Home-Siedlung, bei unserer Ankunft ist die Tide aber nicht allzu hoch, sodass wir den Anstieg durch die Büsche am anderen Ende des Strandes problemlos finden. Oberhalb der rauen Küste und über einen kleinen Truppenübungsplatz auf einer Landzunge gegenüber der Insel Caldey Island erreichen wir den endlosen Strand von Tenby, das unser heutiges Ziel ist.Von Tenby nach Amroth (Etappe 16)
Tenby könnte ganz nett sein, wenn es nicht völlig von Touristen überlaufen wäre. Daher sind wir nicht traurig, als wir die Stadt am nächsten Morgen die Hauptstraße hinauf verlassen. Bis Saundersfoot gehen wir viel durch Wälder, was Vor- und Nachteile hat. Einerseits sehen wir relativ wenig vom Wasser, andererseits sind wir bei brüllender Hitze auf diese Weise oft vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Besonders anstrengend ist der treppenartige Anstieg nach der kleinen Bucht nahe New Hedges – vielleicht lohnt sich hier für den einen oder anderen eine Abkühlung am darauf folgenden Monkstone Beach, der vom oberhalb gelegenen Weg nicht gut sichtbar ist. In Saundersfoot ist es wieder voll, wir halten daher nicht, durchqueren einen alten Eisenbahntunnel und nehmen den letzten Anstieg auf dem Pembrokeshire Coast Path. Oben angekommen, genießen wir bei einer Pause zum letzten Mal die wundervolle Landschaft, bevor es hinab nach Amroth geht, am Ende dessen Strand unser Ziel liegt. Wir haben es geschafft – was für ein Gefühl!Piraten-Fazit
Auch wenn der Pembrokeshire Coast Path oftmals in die Kategorie “leicht” eingestuft wird, ist er natürlich nur etwas für echte Wanderfreunde. Also für Leute, denen es wichtig ist, wirklich dort gewesen zu sein. Für eben genau diese ist er aber eine wirklich tolle Sache: die Landschaft ist spektakulär, die Infrastruktur ist zumeist gut und der Weg überfordert nicht, ohne dabei zu langweilen. Positiv ist auch, dass der Pfad hinsichtlich Etappenauswahl und Weglänge viele Individualisierungsmöglichkeiten bietet. Einzig die Anreise gestaltet sich etwas sperrig, aber wir finden, dass es sich (trotzdem) wirklich lohnt! Viel Spaß beim Nach-Wandern, ihr Landratten!Weitere Beiträge zum Pembrokeshire Coast Path:
- Wandern auf dem Pembrokeshire Coast Path – Von der Idee zum Plan
- Wandern auf dem Pembrokeshire Coast Path – Von Flügen und Zügen
- Wandern auf dem Pembrokeshire Coast Path – Von Gepäckfressern und Packeseln
- Wandern auf dem Pembrokeshire Coast Path – Von St. Dogmaels nach Broad Haven
- Wandern auf dem Pembrokeshire Coast Path – Von Broad Haven nach Pembroke
- Wandern auf dem Pembrokeshire Coast Path – Von Pembroke nach Amroth