Wandern auf dem Pembrokeshire Coast Path – Von Broad Haven nach Pembroke

Musselwick Sands
Was ist der größte Feind des Wanderers? Schlechtes Wetter?! Falsch! Unzureichende Wegmarkierungen?! Auch falsch! Die Richtige Antwort lautet: Blasen an den Füßen… Auch wir kämpften auf unserer Wanderung auf dem Pembrokeshire Coast Path immer wieder mit den kleinen Biestern. Damit es auf unserer Wanderung gleich endlich weitergehen kann, hier zwei Tipps:
  •  Zwei (dünnere) Socken übereinander bzw. spezielle doppelte Wandersocken tragen! Leider kam dieser Tipp auch für uns zu spät, die Erklärung klingt jedoch logisch: Hat man zwei Socken übereinander an, reiben diese gegenseitig aneinander und nicht am Fuß.
  • Falls es dennoch zur Blasenbildung gekommen ist, haben wir sehr gute Erfahrungen mit besonders dicken Blasenpflastern gemacht. Am besten scheinen dabei solche zu sein, die über ihre gesamte Fläche dick sind. Auf diese Weise wird die angegriffene Stelle gut gepolstert! Sooo, alle verarztet? Dann können wir ja endlich weiter wandern!
 

Von Broad Haven nach Marloes (Etappe 7)

Nachdem ich meinen Vater erfolgreich in den Bus zum Zug, der ihn wiederum zum Flughafen bringen sollte, gesetzt hatte (über die etwas umständlichere An- und Abreise wurde ja bereits berichtet), geht es nun bei sonnigem Wetter zum ersten Mal alleine für mich auf Wanderschaft – meine neue Wegbegleitung sollte erst am Abend zu mir stoßen. Broad Haven und der unmittelbare Nachbarort Little Haven sind schnell hinter mir gelassen und ich kämpfe mich fortan durch hüfthohes (und zu allem Überfluss auch noch nasses) Gras, da – anders als an vielen anderen Stellen – der Weg hier nicht gemäht worden ist. Hinter St. Brides, welches mit schöner Kirche und ansehnlichem Schloss zu begeistern weiß, wird die Passage angenehmer und gegen Mittag erreiche ich den Abzweig nach Marloes.

Jetzt schon – gegen Mittag?! Nach dem Studium meiner Unterlagen stelle ich fest, dass es im einzigen deutschsprachigen Reiseführer, den ich zum Pembrokeshire Coast Path finden konnte, wohl einige Fehler bezüglich der Kilometerangaben auf den Teilstücken rund um Marloes gibt: Die Streckenlängen vor und nach dem als Etappenziel vorgeschlagenen “Abzweig Marloes” scheinen hier schlichtweg vertauscht worden zu sein.  Da Marloes aber auf einer Art Halbinsel liegt und ich mich grade am Beginn eben jener befinde, beschließe ich kurzerhand, die Halbinsel bis zum Nachmittag zu umrunden. Also starte ich am tollen Strand von Musselwick Sands weiter Richtung Martin‘s Haven, das am ins Wasser hineinragenden Ende der Halbinsel liegt. Ein kleiner Umweg zum äußersten Punkt soll sich lohnen, da er einen Blick auf die Vogelinsel Skomer bietet. Es ist jedoch zu früh für die allseits beliebten Papageitaucher, die Aussicht ist trotzdem klasse. Gemütlich geht es weiter Richtung altem Flugplatz, von wo aus ich mich nach Marloes zur heutigen Unterkunft durchschlagen möchte. Auf dem Weg dorthin komme ich am Marloes Sands vorbei und staune: Hier in Wales hätte ich wahrlich nicht mit einem der schönsten Sandstrände, die ich je gesehen habe, gerechnet.
Bei Hochwasser vollständig überschwemmt: Marloes Sands
 

Von Marloes nach St. Ishmael’s (Etappe 8)

Mit einem guten Bier am Vorabend gestärkt geht es mit neuer Begleitung in die 8. Etappe. Und was soll ich sagen? Mein Kumpel hat echt Pech! Für nur zwei Wandertage angereist, regnet es am ersten Tag, an dem die Strecke ärgerlicherweise auch noch eines der Filetstücke der Gesamtroute sein soll, ohne Unterlass. Es ist zwar nicht ganz so schlimm wie auf der 4. Etappe – doch komplett nass sollten wir am Ende des Tages doch sein. Gestartet über den verlassenen Flugplatz, ist St. Ann’s Head mit seinem Leuchtturm schnell erreicht.

Einen wirklichen Blick für die Landschaft haben wir nicht, die Sichtweite ist äußerst gering und der Weg ist matschig, sodass wir auf unsere Füße Acht geben müssen. Vorbei an einigen schönen, auffallend kleinen Buchten erreichen wir Dale, wo wir uns mit Vorräten eindecken, da wir heute an keinem Supermarkt vorbeikommen würden. Hinter Dale liegt eine von zwei Querungen eines Meeresarmes auf dem Gesamtweg, die nur bei Niedrigwasser gequert werden können. Wir sind zeitlich genau richtig und können den Steg problemlos überqueren – kilometerlanger Umweg gespart! Dafür halten wir uns direkt nach dem Überqueren nicht eng an der Küstenlinie, sodass wir bergauf auf eine etwas längere Alternativroute geraten, die wir jedoch schnell wieder verlassen, indem wir uns Richtung Wasser wenden. Alles halb so wild, denn in der nächsten Bucht liegt Monk Haven Manor – unser heutiges Ziel und ein echtes Kleinod! Schmuddelwettter am Pembrokeshire Coast Path  

Von St. Ishmael’s nach Milford Haven (Etappe 9)

Der Tag könnte kaum besser beginnen – das Wetter spielt mit und die Landschaft ist schön. Direkt zu Beginn passieren wir eine mit Efeu überwucherte Festungsruine und können, während wir oberhalb nicht allzu hoher Steilküsten wandern, auf das blicken, was wir am Vortag dank Regen weitestgehend verpasst haben. Es dauert nicht lange und wir erreichen Great Castle Head. Ein Verteidigungswall ist noch zu erkennen, unsere Köpfe wenden sich aber eher zu den unschönen Hafenanlagen rund um Pembroke, die nun (leider) in Blickweite liegen.

Naja, zumindest ist der Weg direkt vor uns, der uns an der Küstenlinie über Felder und durch einen kleinen Wald Richtung Sandy Haven führt, schön. Wir sind ein paar Minuten zu früh für die Querung der Bucht, die Tide verschafft uns eine kleine Essenspause. Im Folgenden sind wir froh, dass selten etwas vom Industriehafen zu sehen ist, auch wenn dieser nun nah ist. Rechter Hand erhebt sich die Wasserfestung Stack Rock Fort aus dem Meer, die Mitte des 19. Jahrhunderts zum Schutze des Hafens von Pembroke erbaut wurde, bevor eine Pipeline den Weg überspannt. Von nun an geht es über Vorort-Straßen Richtung Zentrum der Stadt Milford Haven. Ruine am Pembrokeshire Coast Path  

Von Milford Haven nach Pembroke (Etappe 10)

Die bevorstehende, sehr abwechslungsreiche (aber nicht immer schöne) Etappe gilt es nun wieder allein zu bewältigen. Die Stadt Milford Haven wird über Vororte und Wiesen verlassen – so weit, so nett! Doch dann folgt eine lange Strecke entlang eines Zaunes, der den Wanderer von einem wirklich unschönen Industriegelände trennt. Ich bin heilfroh, als ich das niedliche Hazelbach mit seiner schönen Saint Tudwal’s Kirche erreiche. Der Ort geht in das etwas größere Neyland über, wo der gemächliche Aufstieg (zunächst durch den Ort, dann entlang einer Schnellstraße) zur für Autos mautpflichtigen Cleddau Bridge beginnt, die den Milford Haven überspannt und den Weg nach Pembroke verkürzt. Von der Brücke hat man einen weiten Blick mit schönen und weniger schönen Ansichten. Auf der anderen Seite wartet die etwas triste Hafenstadt Pembroke Dock, wo ich an unsere Wanderreise in Irland denken muss, da hier die Fähre nach Rosslare ablegt. Lieblich präsentiert sich das Teilstück nach Pembroke, wo man an der berühmten Burg ankommt. Ich durchquere die historische Main St. und erreiche den Bahnhof. Wenig später kann ich endlich Kapitän Käthe in die Arme schließen. Pembrokeshire Coast Path Besichtigung Pembroke Castle Als Freund alter Gemäuer war die Besichtigung dieser geschichtsträchtigen Burg (unter anderem wurde hier 1457 der spätere König Heinrich VII geboren), welche normannischen Ursprungs ist, natürlich Pflicht. Von drei Seiten von Wasser umgeben und mit dem Eingang gen Altstadt gerichtet, passt sie sich geradezu malerisch in das Gesamtbild des Ortes ein. Innen können so gut wie alle erhaltenen Gänge, Säle, Türme und Mauern besichtigt werden. Der Eintritt kostet 6 GBP (ermäßigt: 5 GBP; Kinder unter 3 Jahre sind frei), ist aber wirklich jeden Penny wert, denn in der Burg kann man Stunden verbringen. Und echte Piraten, die bei einem Abendspaziergang um die Burg herum aufmerksam sind, finden vielleicht sogar einen gruseligen Geheimgang…
Pembroke Castle
Der “Keep” von Pembroke Castle

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