„Wir müssen da her!“ – „Nein, hier geht’s lang!“ – „Oder dort?!“ Ganz ehrlich: So oft verlaufen haben wir uns noch nie. Die Gassen sind eng, verwinkelt und unübersichtlich, Fußgänger, Mopedfahrer und Eselskarren drängen sich durch das Wirrwarr und fremdartige Gerüche, eine bunte Warenvielfalt und lautstarke Preisverhandlungen überfluten unsere Sinne. Wir sind im lauten, dreckigen, quirligen, lebendigen und unglaublich faszinierenden Marrakesch – und es ist der Wahnsinn!
Preisniveau und Verkehrsanbindung
Das Preisniveau liegt in Marokko und auch im wahrscheinlich etwas teureren Marrakesch deutlich unter dem in Westeuropa – wenn man sich beim Feilschen nicht über den Tisch ziehen lässt. Handeln ist hier Pflicht, der zuerst genannte Preis ist immer märchenhaft hoch und entspringt lediglich der Fantasie des Verkäufers. Also überlegt euch immer, was ihr maximal zahlen wollt, und nennt einen Ankaufspreis deutlich darunter. Nun könnt ihr dem Verkäufer Schritt für Schritt näher kommen. Auch wenn diese Vorgehensweise beim Einkaufen erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig ist, macht es nach kurzer Zeit sogar richtig Spaß. Und falls ihr nicht beim gewünschten Preis rauskommt: ihr müsst ja nicht kaufen und könnt einfach wieder gehen.
Wenn euer Preis nicht tatsächlich zu niedrig angesetzt war, kommt euch der Verkäufer vielleicht sogar hinterher und es gibt doch noch einen Geschäftsabschluss. Wichtig ist nur, dass ihr euch wohl fühlt, respektvoll mit dem Gegenüber umgeht und nicht vergesst, dass der Anbieter natürlich auch etwas verdienen möchte.
Gezahlt wird dann in marokkanischen Dirham, der Wechselkurs liegt aktuell bei etwa 1 EUR = 10,63 MAD.
Wer Marrakesch nicht im Rahmen einer Kreuzfahrt (zwar liegt die Stadt nicht am Meer, teilweise werden aber entsprechende Ausflüge angeboten) oder Marokko-Rundreise besucht, für den bleibt für die Anreise eigentlich nur das Flugzeug. Aus dem deutschsprachigen Raum könnt ihr derzeit von Basel, Berlin-Schönefeld, Düsseldorf, Frankfurt, Frankfurt-Hahn, Hamburg, Karlsruhe, Köln/Bonn, Memmingen, Nürnberg,Weeze, Wien und Zürich fliegen. Die Strecken werden zumeist nur ein- bis dreimal pro Woche angeboten und sind von der Saison abhängig.
Unterkünfte*
Marrakesch ist bestens auf den Tourismus ausgerichtet und lockt mit einer breiten Vielfalt an Unterkünften, die von einfachen Zimmern über Ferienwohnungen bis hin zum Luxushotel reichen. Wir empfehlen euch, in einem traditionellen Gasthaus – einem sog. Riad – direkt in der Medina zu nächtigen. Die Preise sind unschlagbar gut und die Häuser meist sehr liebevoll und gemütlich eingerichtet. Wir haben für ein Doppelzimmer im bezaubernden Riad Laly samt grandiosem Frühstück pro Nacht insgesamt nur 45€ gezahlt und können euch einen Aufenthalt dort wirklich von Herzen empfehlen.
Sehens- und Erlebenswertes in Marrakesch
In (und um) Marrakesch gibt es unheimlich viel zu sehen und zu erleben. Was man bei einem Besuch machen möchte, hängt entsprechend wie immer ganz von den individuellen Vorlieben und Interessen ab – und natürlich von den „Verfügbarkeiten“ der Sehenswürdigkeiten, Museen und Ausflugsangebote.
Zum Monatswechsel Januar/Februar 2019, als wir vor Ort waren, umgab beispielsweise die berühmte Medersa Ben Youssef samt Moschee ein einziges Baustellenchaos, was Sightseeing in der Ecke der Altstadt nahezu unmöglich gemacht hat.
Dafür haben wir aber folgendes gesehen:
Koutoubia-Moschee
Die Koutoubia-Moschee ist die größte Moschee Marrakeschs und gilt gleichzeitig nicht nur als Wahrzeichen der Stadt sondern auch des gesamten Landes. Der Bau, dessen Minarett in der sonst eher flach bebauten Umgebung beachtliche 77 Meter an Höhe misst, ist über 800 Jahre alt und liegt nur wenige Gehminuten vom Djemaa el Fna entfernt.
Djemaa el Fna
Der zentrale Marktplatz mag tagsüber recht trist und langweilig daherkommen. Zwar starten von hier viele Touristen-Touren und man könnte ihn als Einstiegspunkt für die Suqs ansehen, aber so richtig besonders ist es hier nicht. Eine überschätzte Touristen-Attraktion? Weit gefehlt! Denn am Abend sieht die Sache ganz anders aus:
Wie aus dem Nichts sind urplötzlich unzählige Garküchen aufgebaut, Gaukler und Schlangenbeschwörer unterhalten die Leute, Wahrsagerinnen versprechen einem das Blaue vom Himmel und Künstler aller Schaffensformen hoffen auf ein paar Münzen. Die orientalische Atmosphäre ist hier so greifbar, dass der Platz nicht nur Touristen wie Einheimische magisch anzieht, der „Kulturraum des Djemaa-el-Fna-Platzes“ hat es sogar auf die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit geschafft. Ein abendlicher Besuch – inklusive Abendessen in einer der Garküchen, bitte! – ist also definitiv Pflicht für jeden Marrakesch-Besucher!
Suqs von Marrakesch
Mit der Medina von Marrakesch – also mit ihrer gesamten Altstadt – hat es die Stadt übrigens gleich noch einmal in eine UNESCO-Liste geschafft, nämlich in die des Weltkulturerbes. Und was ist das I-Tüpfelchen auf den verwinkelten Gässchen und der orientalischen Architektur? Richtig, die Suqs (oder auch „Souks“) in selbigen! Es wird angeboten, gefeilscht, betrogen und gelacht. Hinter jeder Ecke gibt es neue Waren, es ist bunt, laut, voll und es gibt wahrscheinlich nichts, was es hier nicht gibt. Auch (oder grade) für Mitteleuropäer, die derlei Dinge in der Regel nicht gewohnt sind, sind die Suqs (neben dem Djemaa el Fna am Abend) ein echtes Highlight. Also stürzt euch ins Getümmel, feilscht was das Zeug hält und grämt euch nicht, wenn ihr euch (schon wieder) verlaufen habt! Hier kann man ohnehin Stunden und Tage verbringen ohne sich zu langweilen.
Hammam*
Mitten in der Medina liegt auch das Badehaus, in dem wir uns ein wenig von dem Trubel der Stadt erholt haben. Warum wir dort ins Hammam gegangen sind und den Besuch nicht bis zur Rückkehr in die Heimat aufgeschoben haben, wo es doch auch in Deutschland mehr als genügend Angebote dieser Art gibt? Nun, eine solche Angelegenheit erscheint vor Ort besonders stilecht, die Pause für Beine, Füße, Geist und (nicht zu vernachlässigen) Ohren konnten wir gut gebrauchen und man bekommt in Marokko deutlich mehr für sein Geld (bei gleichzeitiger Unterstützung der lokalen Wirtschaft). Probiert es gerne aus und genießt es! Es gibt sogar Häuser, in denen Pärchen gemeinsam behandelt werden. Eines davon ist das von uns besuchtem Isis Spa, in dem wir zum sagenhaften Preis von 40 € p.P. Mehr als 2 Stunden Badespaß, Entspannung und Massagen erleben durften.
Jardin Majorelle
Etwas außerhalb der Altstadt befindet sich der Jardin Majorelle, wo sich einst der Modedesigner Yves Saint Laurent seine Inspiration für neue Kollektionen holte. Benannt ist der botanische Garten nach seinem Schöpfer Jacques Majorelle, daher findet sich an den Gebäuden auch oft das charakteristische, nach ihm benannte Majorelle-Blau. Im Garten selbst sollen sich Pflanzen aus allen (bewohnten) Kontinenten befinden, was wir mit unseren beschränkten Flora-Kenntnissen natürlich nicht überprüfen konnten. Fakt ist jedoch, dass eben jene Pflanzen den Jardin Majorelle nicht nur zu einem sehr schönen Ort machen, sondern ihn im sonst eher warmen bis heißen Marrakesch auch zu einem angenehm kühlen Plätzchen werden lassen. Insgesamt ist der Garten jedoch etwas überlaufen, woran das in ihm beheimatete Islamische Kunstmuseum auch seinen Anteil haben mag.
Ausflug ins Atlasgebirge
Hat man auf seinem Marrakesch-Trip genügend Zeit, bietet sich ein Ausflug in den Hohen Atlas an. Wir können einen Abstecher ins Gebirge nur empfehlen, denn die Landschaft und auch die kleinen Dörfer sind durchaus sehenswert. Würden wir jedoch noch einmal vor der Wahl stehen, ob wir den Tagestrip individuell oder „von der Stange“ mit einer Kleingruppe durchführen, würden wir uns wahrscheinlich gegen die zweite Variante entscheiden.
Zwar bedarf die selbst zusammengebastelte Tour im Gegensatz zu den Angeboten diverser Anbieter einiger Vorbereitung (Mietwagenbuchung, Kartenmaterial, Verpflegung, etc.), für unseren Geschmack war der geführte Ausflug aber eine eher langweilige Touri-Tour. Nicht nur das anfängliche, bei diesen Angeboten offenbar obligatorische Kamelreiten hat uns wenig begeistert (die armen Tiere machten wirklich keinen glücklichen Eindruck!), auch die enthaltene Wanderung zu den überschätzten Wasserfällen und durch die drei Dörfer war irgendwie lahm. Einzig das Essen und natürlich der ein oder andere Ausblick waren wirklich gut. Aber vielleicht seid ihr bei eurem Marrakesch-Abenteuer ja etwas mutiger und stellt was Eigenes auf die Beine. Über entsprechende Berichte würden wir uns riesig freuen!
Marokkanische Tea-Time
Gönnt euch und euren Sinnen von den vielen neuen Eindrücken und zurückgelegten Kilometern zwischendurch eine Pause bei einer schmackhaften Tasse traditionell marokkanischem Minztee. Wem der aromatische Aufguss aus frischer Minze, Grünem Tee und sehr viel Zucker noch nicht süß genug ist, der kann dazu noch aus der Vielfalt marokkanischer Backwaren wählen und den Genussmoment mit honigsüßen Baklava oder knusprigen Pastillas abrunden.
Piratenfazit
Marrakesch ist unbedingt eine Reise wert! Die Stadt ist in ihrer orientalischen Art und Weise einfach unglaublich faszinierend. Wichtig ist jedoch, wie wir bei unserem Trip gelernt haben, dass ihr euch auf die Stadt einlasst und auch ein bisschen mutig seid. Lasst euch nicht von dem Gewusel stressen, haltet euch beim Handeln nicht zurück, probiert all die Leckereien von den Ständen und wagt einen Ausflug in den Atlas. So taucht ihr in eine ganz neue Welt ein, könnt viele tolle Erfahrungen machen und vergesst für ein paar Tage völlig den Alltag daheim.
Übrigens: Wir waren Ende Januar/Anfang Februar in Marrakesch und das Klima war wirklich super! Tagsüber herrschte T-Shirt-Wetter und abends brauchte man in der Stadt nur eine leichte Jacke. Im Sommer dagegen ist es wahrscheinlich viel zu heiß.
*Werbehinweis
Die von uns ausgesprochenen Empfehlungen erfolgen auf freiwilliger Basis. Wir haben die erhaltenen Leistungen selber gezahlt und für so gut befunden, dass wir euch daran teilhaben lassen wollen.