Rundreise Indian Summer – Ein (Geburts-) Tag an den Niagarafällen

Möwe
Von Boston aus ging es mit unserem Mietwagen nach einem Zwischenstopp in Henrietta weiter zu den Niagarafällen. Von dort wollten wir nicht nur unsere Reise nach Kanada fortsetzen, sondern es galt auch einen Geburtstag zu feiern. Und wo hätte sich das besser angeboten, als an einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten im Osten der USA und Kanadas? Wir zeigen euch in diesem Beitrag, was es dort alles zu erleben gibt und wie ihr einen (Geburts-) Tag an den wohl berühmtesten Wasserfällen Nordamerikas verbringen könnt.

Allgemeines

Bei den Niagarafällen handelt es sich eigentlich um die drei eigenständigen Wasserfälle American Falls, Bridal Veil Falls und Horseshoe Falls, die direkt an bzw. auf der Grenze zwischen Kanada (Provinz Ontario) und den USA (Bundesstatt New York) liegen. Ihre mächtigen Wassermassen beziehen sie aus dem Niagra River, der vom Eriesee in den Ontariosee fließt. Die Fälle können sowohl vom Ort Niagara Falls auf der kanadischen als auch von der gleichnamigen Schwesternstadt Niagara Falls auf der US-amerikanischen Seite aus besichtigt werden. Bei Buchung von Hotels, Schifffahrten, usw. ist daher ein wenig Vorsicht geboten und genau darauf zu achten, was wo geplant und gebucht wird. Denn wer den Niagara River über die Rainbow Bridge passiert, um das Ufer zu wechseln, der überschreitet jeweils eine Landesgrenze – mit allen dazugehörigen Ein- und Ausreiseformalitäten. Die schönere Aussicht auf die Wasserfälle hält im Übrigen die kanadische Seite des Niagara River für euch bereit.

Die Fälle von der US-Seite

Niagara Falls in den USA stellte sich als Ortschaft, im Vergleich zur Schwesternstadt in Kanada, als eher in die Jahre gekommen und wenig einladend dar. Allerdings befindet sich hier der Eingang zum Niagara Falls State Park, einer Grün- und Freizeitanlage, in der man neben einem Blick auf die Niagarafälle, Wanderungen und Picknicks auch zahlreiche (kostenpflichtige) Attraktionen rund um die Fälle genießen kann. Der Park ist täglich 24 Stunden geöffnet, wobei die Öffnungs- und Betriebszeiten der einzelnen Attraktionen (z.B. Rundfahrten, Aquarium, Cave of the Winds-Tour) jeweils den Informationsflyern und der Website zu entnehmen sind. Wer an vielen Attraktionen teilnehmen möchte, der sollte sich überlegen, statt der Einzeltickets lieber in den teureren Discovery Pass zu investieren, der zur vergünstigten Nutzung diverser Attraktionen berechtigt.
Blick von der US-amerikanischen Seite
Blick von der US-amerikanischen Seite
Wir haben uns entschieden, uns aus Zeitgründen bei unserem Besuch an Tobis Geburtstag lediglich auf eine Fahrt mit der berühmten “Maid of the Mist” zu beschränken. Die kleinen Ausflugschiffe, die täglich tausende Touristen in blauen Regencapes über den Niagra River ganz dicht an die Fälle heranbringen, sind wohl jedem ein Begriff und unserer Meinung nach daher ein absolutes Muss bei einem Besuch an den Niagarafällen. Für knapp unter 20$ USD pro Person ging es für uns zunächst auf den Observation Tower, von dessen Aussichtsplattform man einen schönen seitlichen Blick auf die Fälle und die kanadische Uferseite genießen konnte. Noch schnell ein paar Selfies geknipst und schon fuhren wir wieder mit dem Aufzug hinab zum Flussufer. Nachdem wir die besagten blauen Regenponchos, die ihr kostenlos von einem Mitarbeiter am Gate erhaltet, übergestriffen hatten, warteten wir, umringt von unzähligen anderen Reisenden vorwiegend asiatischer und amerikanischer Herkunft, auf die Ankunft des Schiffes. An dieser Stelle möchten wir einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass das Tragen der unglaublich großen, hässlichen und unvorteilhaften Plastikponchos wirklich sinnvoll ist. Es wird euch zwar niemand vor Ort dazu zwingen, aber wenn ihr und euer Fotoequipment nicht unbedingt scharf auf ein Vollbad seid, solltet ihr euch die Kunststoffcapes wirklich überstreifen. Denn an den Fällen wird es nicht nur unglaublich windig, sondern auch unfassbar nass. Außerdem gehört es irgendwie zu einer Fahrt mit der “Maid of the Mist” einfach dazu, diese blöden Dinger zu tragen und darin lustige Erinnerungsfotos zu schießen. Apropos Fotos: wer auf tolle Bilder hofft, der hat es bei dieser Schiffstour nicht ganz leicht. Denn nicht nur der starke Wind, der an allen Ecken am riesigen Regenponcho zerrt, und das viele Wasser, was irgendwie trotzdem den Weg in die Bekleidung findet, stellen für Fotograf und Equipment eine besondere Herausforderung dar. Und wenn es darum geht, das beste Foto zu knipsen, können die Mitreisenden schnell zur größten Herausforderung werden. Es wird geschubst, gequetscht und gedrängelt was das Zeug hält, wobei insbesondere die Reisenden aus Fernost sich als besonders hartnäckig im Kampf um das schönste Selfie erwiesen. Da werden schnell die Ellenbogen ausgefahren und mit den guten Manieren beinahe auch die Mitreisenden samt Fotoausrüstung über Bord geworfen, um es mal ein wenig überspitzt darzustellen. Empfindlich sollte man bei einer Fahrt mit der “Maid of the Mist” also nicht unbedingt sein. Wer jedoch hartnäckig ist und sich von den nicht ganz so bequemen Umständen nicht gleich abschrecken lässt, der hat die einmalige Chance, sich bei der ca. fünfzehnminütigen Fahrt eine Dusche im tosenden Wasser der Horseshoe Falls abzuholen und mit etwas Glück sogar ein paar spektakuläre Fotos knipsen zu können. Maid of the Mist

Die Fälle von der kanadischen Seite

Über den Grenzübergang auf der Rainbow Bridge ging es von den USA nach Kanada. Niagara Falls Kanada ist als Ortschaft definitiv attraktiver, als die Schwesternstadt auf der US-Seite. Auch wenn die kleine Stadt mit ihren Hotels, Restaurants, Souvenirshops, Casinos, dem Riesenrad usw. ein rein für touristische Zwecke angelegtes Örtchen zu sein scheint, hat man sich bei der Gestaltung augenscheinlich Mühe gegeben. Auch von hier habt ihr die Möglichkeit, eine Bootsfahrt zu den Fällen zu unternehmen. Bei Hornblower Niagara Cruises ist allerdings rot die Farbe der Wahl bei Schiff und Regenponchos. Wer es eher rasanter mag, der kann zudem bei einem Ziplining-Abenteuer in schwindelerregender Höhe mit einer Seilrutsche über die Strömungen des Niagara Rivers brausen.
American Falls (links) und Bridal Veil Falls (rechts)
American Falls (links) und Bridal Veil Falls (rechts)
Horseshoe Falls
Horseshoe Falls
Unterkünfte findet ihr zuhauf, wobei zum Teil horrende Preise für die Übernachtungsmöglichkeiten veranschlagt werden. Je mehr Ausblick auf die Fälle ihr erleben möchtet, desto tiefer müsst ihr entsprechend dafür in die Tasche greifen. Wir haben im Quality Hotel Fallsview Cascade übernachtet, welches auf einer kleinen Anhöhe liegt und neben einem hübschen, modernen Zimmer mit seitlichem Ausblick auf die Wasserfälle auch ein halbwegs ordentliches Frühstück und kostenlose Parkmöglichkeiten bot. Von hier aus starteten wir unsere Erkundungstouren durch den Ort und entlang der Promenade am Fluss, von der aus ihr bei Tag und Nacht die beste Aussicht auf die Fälle genießen könnt. Irgendwann jedoch wird auch der ausdauerndste Globetrotter hungrig und es wird Zeit für ein Abendessen. Ähnlich wie bei den Hotels gibt es hier eine gigantische Auswahl an Möglichkeiten und es gilt, die Spreu vom Weizen zu trennen. Tobis Geburtstagsdinner nahmen wir im Übrigen im Restaurant Canyon Creek ein und waren damit vollkommen zufrieden. Wir hatten wegen der guten Bewertungen und Empfehlungen bereits vorab via Internet reserviert, was sich aufgrund der großen Nachfrage vor Ort als ausgesprochen kluger Schachzug erwiesen hat. Zwar mussten wir während des Abendessens auf einen Blick auf die Wasserfälle verzichten, dafür bekamen wir jedoch leckeres Essen zu anständigen Preisen aufgetischt. Als krönenden Abschluss gönnten wir uns noch einen Ausblick von oben auf die bei Nacht bunt (und ausgesprochen kitschig) angestrahlten Fälle und ihre Umgebung. Dazu ging es im quietschgelben „Yellow Bug“-Aufzug hoch auf die Aussichtsplattform des betongrauen Skylon Towers. Da wir erst sehr spät am Abend dort waren, waren wir auch nahezu die einzigen Besucher und hatten somit das nächtliche Panorama ganz für uns alleine. Ein wirklich gelungenes Ende eines spannenden und schönen (Geburts-)Tages.

Piraten-Fazit

Bei einem Besuch an den Niagara Fällen bekommt ihr die volle Dröhnung des amerikanischen Massentourismus zu spüren. Das gesamte Umfeld ist zu einer riesigen Freizeit- und Erlebniswelt ausgebaut, in deren Fokus die mächtigen Fälle stehen. Doch obwohl die Wasserfälle aufgrund der starken touristischen Vermarktung einen großen Teil ihres wildromantischen Charmes eingebüßt haben, ist der Besuch lohnenswert. Die Wassermassen sind mehr als beeindruckend und die Niagarafälle sind nach wie vor ein spektakuläres Naturschauspiel, das seinesgleichen sucht. Und irgendwie gehört ein Besuch an den berühmtesten Wasserfällen Nordamerikas ohnehin einfach mit auf den Programmplan, wenn man schon einmal die weitere Reise in diese Ecke des Kontinents auf sich genommen hat. Allerdings solltet ihr bei eurer Planungen beachten, dass es selbst unter der Woche zu größeren Besucherzahlen kommen kann. An Wochenenden, Feiertagen und zu Ferienzeiten könnte es entsprechend umso voller werden.

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