So ist die Lateinerbrücke auf alle Zeit das Symbol für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges, im umliegenden Gebirge erinnern stumm die verfallenden Wintersportanlagen an den Wechsel von glücklicheren Tagen hin zum Krieg, während in der Stadt selbst an unzähligen Häuserfronten unverändert Einschusslöcher vom Schrecken der Belagerung in den 1990er-Jahren zeugen. Die Stadt an der Miljacka war Ausgangspunkt unserer „Mini-Balkan-Tour“, die uns im Folgenden auch noch nach Mostar und Dubrovnik geführt hat. Wir haben es nicht bereut, hergekommen zu sein. Seht selbst, warum…
Preisniveau und Verkehrsanbindung
Anders als im benachbarten Kroatien liegen die Preise im bosnischen Sarajevo deutlich unter mitteleuropäischen Niveau. Innerstädtische Bus-/Tramfahrten kosten weniger als 1 EUR. Und selbst inmitten der Altstadt kann man zu zweit insgesamt für umgerechnet 15 EUR gut zu Abend essen. Apropos „umgerechnet“: Das Umrechnen sollte in Bosnien und Herzegowina nicht sonderlich schwerfallen, schließlich zahlt man hier mit (aufgepasst!) der Mark. Eine (Konvertible) Mark entspricht dabei einer (Deutschen) Mark. Entsprechend sind 1 BAM ungefähr 0,50 EUR, ihr werdet das von den selbst heute noch weit verbreiteten Umrechnereien eurer Großeltern sicherlich wissen.Am schnellsten erreicht ihr Sarajevo aus DACH natürlich mit dem Flugzeug. Lufthansa fliegt täglich von München, Austrian tut selbiges von Wien aus. Zusätzlich bedient Eurowings aktuell die Strecken von und nach Berlin, Stuttgart und Köln/Bonn ein- bis dreimal in der Woche. Coronabedingt können aktuell jedoch Änderungen und Kürzungen im Flugangebot auftreten. Auf dem Boden ist auf dem Balkan übrigens der Fernbus ein beliebtes und verbreitetes Fortbewegungsmittel. Am allerschönsten ist aber wahrscheinlich die Zuganreise von Mostar aus, die wir in die umgekehrte Richtung getestet und für sehr gut befunden haben (mehr dazu im nächsten Beitrag).
Köstlich speisen in Sarajevo
Sarajevo macht es seinen Besuchern unglaublich einfach, schnell und preiswert an leckere Speisen zu kommen. Die Altstadt ist voll mit Bistros und Restaurants, in denen ihr nach einem langen Sightseeingtag einkehren und euch verwöhnen lassen könnt. Und die bosnische Küche ist eine echte Gaumenfreude. Die köstlichen Ćevapčići und das knusprige warme Brot, dass einem vielerorts dazu gereicht wird, sind uns jedenfalls in genussvoller Erinnerung geblieben.Sehenswertes in Sarajevo
Es gibt ganz sicherlich nicht die eine Sehenswürdigkeit in Sarajevo. Und es gibt auch ganz sicher nicht so viele Sehenswürdigkeiten in Sarajevo, dass man unbedingt eine ganze Woche für die Stadt einplanen muss (vielmehr reichen 2-3 Tage). Aber es gibt doch vieles, dass einem in Erinnerung bleibt.Die Altstadt
Die Altstadt – nach dem Krieg renoviert und daher mittlerweile weitestgehend ohne Schäden – mit ihren verwinkelten Gässchen, meist ein- bis zweigeschossigen Häusern, den unzähligen kleinen Läden und den vielen Moscheen kann den osmanischen Einfluss nicht leugnen. Sie lädt zum Schlendern und Verweilen ein. Als besonders gemütlich und etwas ruhiger haben wir die vielen Restaurants und Bars in den innenhofartigen Anlagen abseits der eigentlichen Gassen empfunden. Auf dem zentral gelegenen Baščaršija-Platz tobt hingegen das Leben. Die Menschen sitzen in Cafés, machen eine Trinkpause am Brunnen in der Mitte oder träumen zwischen den vielen Tauben vom Markusplatz in Venedig. Richtung Fluss liegt die Vijećnica, das alte Rathaus der Stadt, welches seit dem Abschluss der Sanierungsarbeiten im Jahr 2014 wieder im alten Glanz erstrahlt, aktuell aber von einer Baustelle etwas verdeckt wird.Die alte Bobbahn auf dem Trebević
Wenn man an der Vijećnica die Miljacka überquert, findet man Wegweiser, die einen gen Süden zur Sarajevska žičara leiten. Nach wenigen Minuten Fußmarsch erreicht man eben jene Seilbahnstation. In mittlerweile modernen Kabinen kann man von hier aus für 20 Mark auf den Trebević fahren (und wieder zurück). Die Fahrt lohnt sich allein schon wegen der Aussicht aus der Gondel heraus.Oben angekommen warten einige Aussichtspunkte auf die nicht allzu vielen Besucher. Das eigentliche Highlight erreicht man aber, wenn man den Berg nach links (mit dem Gesicht zur Stadt stehend) ein kleines Stückchen bergab geht. Dort versteckt sich nämlich die alte Bobbahn der Olympischen Winterspiele 1984. Halb verfallen und mit Graffiti besprüht, hat dieser Ort eine ganz besondere Ausstrahlung. Wer mag, kann die Bahn sogar entlangspazieren. Hierbei ist allerdings Vorsicht geboten, da niemand für die Sicherheit garantieren kann. Fans solcher Lost Places sollten aber ggf. nicht mehr allzu lange mit einem Besuch warten. Denn seit 2014 kursieren Gerüchte, dass die Bahn bald wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt werden soll. Eigentlich fast schon schade!
Auch am Trebević ist der Krieg übrigens nicht spurlos vorbeigegangen: Geht man an der oberen Bergkante von der Seilbahn aus nach rechts (wieder davon ausgehend, dass man mit dem Gesicht zur Stadt steht), erreicht man nach etwa 10-15 Minuten auf der linken Seite einen kleinen Aussichtspunkt. Dieser bietet zwar einen schönen Blick über Sarajevo, ist aber auch ein gutes Stück beängstigend. Rundherum ist nämlich alles mit Flatterband abgesperrt, welches vor Landminen warnt. Seid also vorsichtig und betretet auf keinen Fall die entsprechend markierten Bereiche!
Lateinerbrücke
Nicht weit von der Talstation entfernt, nur ein Stückchen die Miljacka hinab, überspannt die Lateinerbrücke den Fluss. An ihrem Nordende fielen am 28.06.1914 Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gattin dem Attentat von Sarajevo zum Opfer. Dies gilt als Auslöser des Ersten Weltkrieges, welcher die Welt in eine Katastrophe eines bis dahin unbekannten Ausmaßes stürzte. Heute erinnert eine Tafel am innenstadtzugewandten Ende der osmanischen Steinbrücke.Sarajevo-Tunnel
Sarajevo-Tunnel ist ein kleines Museum über die Belagerung der Stadt. Diese endete erst im Februar 1996 und dauerte insgesamt 1425 Tage lang an. Die Besonderheit ist, dass nicht nur auf interessante Weise über das Leben mit der Belagerung und den Schrecken dieses Zustandes berichtet wird. Man kann als Besucher vielmehr auch das Anfangsstück eines engen Tunnels, der zur Versorgung Sarajevos unter der Landebahn des Flughafens gegraben wurde, begehen und wird somit einmal mehr ganz nah an die wechselvolle Geschichte der Stadt herangeführt. Zehn Mark kostete der Eintritt im September 2019.Etwas kompliziert gestaltet sich – auch wegen der Sprachbarriere – die eigene Anreise: Fahrt mit den Tramlinien 3 und 6 (z.B. vom Baščaršija-Platz) oder der Tramlinie 4 (z.B. vom Hauptbahnhof) bis zur Endstation Ilidža. Jetzt müsst ihr den Bus 32 („Ilidža-Butmir“) finden. Fragt am besten nach dem Wort „Tunnel“. Wenn ihr dem Fahrer zu verstehen gebt, dass ihr zum Tunnel wollt, gibt er euch vielleicht ein Zeichen an der richtigen Haltestelle (die übrigens „Donji Kotorac okretnica“ heißt, im Bus aber nicht durchgesagt oder angezeigt wird). Ansonsten folgender Tipp: Die Haltestelle ist in einem Wendehammer an einem Bach hinter dem ein kleiner Friedhof liegt. Geht von dort aus die Straße zum Friedhof rein und folgt ihr immer geradeaus bis zum Museum.