Wandern auf dem Pembrokeshire Coast Path – Von St. Dogmaels nach Broad Haven

“Wenn der Vater mit dem Sohne”… – Zwar sind mein Vater und ich im Gegensatz zum Film-Duo, bestehend aus Heinz Rühmann und Oliver Grimm, tatsächlich miteinander verwandt, doch auch für uns war die Reise zum Pembrokeshire Coast Path  in gewisser Weise eine Flucht. Keinesfalls flüchteten wir vor meiner Mutter oder Kapitän Käthe – dazu hätte es auch keinen Grund gegeben. Es war eher eine kleine Flucht aus dem Alltag hinein in eine Art Vater-Sohn-Abenteuer. Und wie zwei Clowns benehmen wir uns sowieso manchmal…

Von St. Dogmaels nach Newport (Etappe 1)

Die erste Etappe auf dem Pembrokeshire Coast Path ist bereits ein echter Höhepunkt und hat uns an nur einem Tag darauf eingestimmt, was uns auf den folgenden Wanderungen alles erwarten sollte: bergauf, bergab – und steile Kanten; Sonne, Wind – und eine kalte Dusche. Führt der Weg von St. Dogmaels nach Poppit Sands (hier liegt der ehemalige Startpunkt des Pfades) noch trügerisch über eine ruhige und flache Straße, geht es direkt im Anschluss steil bergauf. Fortan wechseln sich schmale Wege entlang der oberen Kante von Steilküsten mit jäh abfallenden Steigen hinab zu malerischen Buchten, aus denen es sofort wieder hinauszuklettern gilt, ab. Die Landschaft hier im Norden vom Pembrokeshire ist fast widersprüchlich: Rechter Hand trotzen schroffe Klippen dem Meer, linker Hand erstrecken sich liebliche Weidegründe.Etwa auf der Hälfte der Strecke überquert der Weg sogar einen kleinen Meeresarm, der sich durch den Fels unter dem Pfad gefressen hat.  Am Ende der Etappe erwartet den müden Wanderer Newport Sands, wo wir den geschundenen Füßen am liebsten eine Abkühlung in der Newport Bay gegönnt hätten. Doch wir möchten Sand im Getriebe vermeiden und erreichen durch einen kleinen Park das erste Zwischenziel.
Pembroke Wanderzeichen
Immer der Eichel nach…
 

Von Newport nach Fishguard (Etappe 2)

Auch wenn die Knie noch immer von den steilen Abstiegen am Vortag schmerzen, können wir es kaum erwarten loszulegen, denn es ist Kaiserwetter! Im Mittelpunkt der Etappe steht die vorgelagerte Halbinsel Ynys Dinas,  die mit einem hohen Berg und bester Aussicht auf die Küstenlinie an schönen Wochenendtagen wie diesem auch viele (einheimische) Tagesausflügler lockt. Bis dahin verläuft der Weg ohne problematischere An- oder Abstiege. Im Übergang zur Halbinsel lädt Dinas Cross mit der malerischen in einer Bucht gelegenen Ruine einer Kapelle zu einer Pause ein. Am Ende des Tages empfängt einen die Ruine eine Festung, die wohl die Bucht von Fishguard bewachen sollte, nachdem man zumeist oberhalb einer im Gegensatz zur vorherigen Etappe nicht mehr allzu hohen Steilküste gewandert ist. Wandern auf dem Pembrokeshire Coast Path  

Von Fishguard nach Abercastle (Etappe 3)

Regen, Regen, Regen! So viel Regen, dass wir überlegen, ein Taxi kommen zu lassen. Das tun wir schließlich auch, doch in den Genuss einer trockenen Fahrt kommt lediglich einer unserer Rucksäcke, in den wir die Klamotten von beiden packen, damit sie bei dem Unwetter nicht nass werden. Nur mit Tagesgepäck auf einem der beiden Rücken stürzen wir uns in die Fluten – wir wollen ja schließlich den gesamten Weg bezwingen! Nach einigen Stunden sturer Wanderei erreichen wir gut geduscht Strumble Head, der seinem Namen alle Ehre macht, denn auch wir haben kurz zuvor einen Stolperer gefolgt von einem Sturz in den Matsch zu verzeichnen. Zum Glück ist das Resultat lediglich ein blutiger Finger, doch wir sindgewarnt, bei Sturm und mittlerweile waagerecht stehendem Regen noch besser Acht zu geben! Den Höhepunkt des Tages markiert bei diesem Sauwetter nicht die im Sonnenschein sicherlich wundervolle Landschaft, sondern eine Gruppe Robben, die sich vor der stürmischen Brandung auf einige nahe Felsen zurückgezogen hat. Gegen Abend hat das Wetter etwas Erbarmen, der Regen gleicht nicht mehr Nadelstichen im Gesicht, es nieselt nur noch. In der Herberge Garn Isaf*, in der man uns warm empfängt und sich um das Trocknen unserer Anziehsachenkümmert, erfahren wir, dass es an diesem Tag so viel Niederschlag wie sonst in einem ganzen Monat gegeben hat.
Strumble Head im Regen
Bei dem Sauwetter kaum zu erkennen: der Leuchtturm von Strumble Head
 

Von Abercastle nach Whithesands (Etappe 4)

Das Wetter hat sich beruhigt, die Klamotten sind wieder trocken – Etappe 4 steht nichts mehr entgegen! Der Weg verläuft meist oben an der Kante der Steilküste entlang, unangenehmere Auf- und Abstiege gibt es wenige. Zur frühen Mittagszeit erreichen wir Porthgain mit seinem Industriehafen aus längst vergangenen Zeiten. Vor Abereiddy wird es plötzlich voller, wir nähern uns der Blauen Lagune, die gut besucht ist. Der weitere Pfad, der jetzt immer mal wieder ein paar Meter weiter weg vom Wasser als bis hierher gewohnt verläuft, ist dafür gänzlich verlassen und wunderschön. Am St. David’s Head ist der Wegverlauf nicht ganz eindeutig auszumachen, viele Trampelpfade führen in Richtung Ende der dortigen Landmassen. Dort angekommen, sehen wir schon den Strand Whitesands – unser heutiges Etappenziel. Von dort aus geht es mit dem Bus nach St. Davids, der kleinsten City im Vereinigten Königreich, wo wir den Geburtstag meines Vaters in einem schönen Pub im Zentrum feiern. Traumhafte walisische Küste am Pembrokeshire Coast Path  

Von Whitesands nach Solva (Etappe 5)

Auch dieser Tag verspricht schönes Wetter. Bereits nach wenigen Kilometern legen wir uns auf eine Wiese und Blicken auf die gegenüberliegende Insel Ynys Dewi – die heutige Tour ist wenig anspruchsvoll, daher haben wir Zeit. Kurz nach der Pause passieren wir die Rettungsboot-Station: Über zwei große Rutschen können die wendigen Schiffe aus ihren Bootshäusern auf den hohen Klippen hinab in die Meerenge zwischen Insel und Festland gelassen werden. Ob es Zufall ist, dass die Retter sich dort niedergelassen haben, wo eine Felsformation namens “The Bitches” die Passage verengt? Später am Tag erreichen wirdie Ruinen von Porthclais Harbour. Die Nähe des örtlichen Campingplatzes macht sich bemerkbar, überhaupt ist viel los auf dieser Etappe. Nachdem wir der kleinen St Non’s Chapel am Wegesrand einen Besuch abgestattet haben, werden die Steilküsten langsam wieder höher – so hoch, dass es einige Kletterer hierher verschlagen hat, die selbst der nun einsetzende Regen nicht abschreckt. Die Bucht von Solva, die sich recht tief ins Land gearbeitet hat, erreichen wir nicht mehr trockenen Fußes. Niedliches Bootshaus am Pembrokeshire Coast Path  

Von Solva nach Broad Haven (Etappe 6)

Der letzte Wandertag meines Vaters beginnt verhangen. Unterwegs sollten wir immer wieder ein paar leichte Schauer abbekommen. Der erste Ort, den es zu erreichen gilt, ist Newgale, wo es immerhin ein kleines Café gibt, das bei unbeständigem Wetter zum Aufwärmen einlädt. Doch bevor der Ort erreicht ist, sind einige kleinerer und zum Ende ein großer Aufstieg zu bewältigen. Im Anschluss geht es recht gemütlich über Nolton Haven Richtung Tagesziel – zunächst direkt am Strand, dann entlang der typischen Steilküsten-Kanten, jedoch ohne große Anstrengungen. Am Flecken Druidstone verbietet das örtliche Gästehaus offenbar die Passage direkt am Wasser, sodass ein kleiner Umweg landeinwärts in Kauf genommen werden muss – schade, aber es gibt Schlimmeres. Vor allem, wenn man am Ende des Tages mit bester Sicht auf einen wundervollen Sonnenuntergang über dem Meer belohnt wird! Sunset over Wales
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*Werbehinweis Wir empfehlen diese Unterkunft aus vollster Überzeugung. Völlig gratis, ohne jeden Vorteil für uns.

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